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BAUMWOLLE: WOHER KOMMST DU?

BAUMWOLLE: WOHER KOMMST DU?

 

 

Kühlt im Sommer, ist jedoch politisch oft zu heiß, um sie ruhigen Gewissens zu tragen

Baumwolle hat weltweit eine große wirtschaftliche Bedeutung und wird auch heute noch mit Zwangsarbeit angebaut und weiterverarbeitet.

Kritische Fragen beim Börsengang in den USA

Das Unternehmen SHEIN, 2008 in China gegründet, ist weltweit einer der erfolgreichsten Fast Fashion Anbieter. Einen Pullover kann man dort beispielsweise für EUR 6,-, ein Kleid für EUR 17,- oder ein T-Shirt für EUR 3,95 kaufen.

Die Werbung und Kommunikation läuft nahezu ausschließlich über Social Media, arbeitet mit einer Vielzahl von Rabatt-Codes, offeriert beispielsweise auch Rabatt-Punkte für Kommentare und nutzt erfolgreich viele weitere Social Media Taktiken sowie Musikfestivals und andere Events um neue Käufer zu generieren und zu Stammkäufern werden zu lassen.

Täglich werden bis zu 500 neue Artikel hochgeladen – viele davon, so Fashion Insider, sind Kopien der Entwürfe anderer Modemarken.

Das Unternehmen SHEIN hat seinen Unternehmenssitz mittlerweile in Singapur und plante zunächst das Unternehmen an der Börse in New York listen zu lassen, bevor es sich kurzfristig für den Börsenplatz London entschied.

Die Financial Times berichtet am 22. Juni 2024, dass SHEIN eine große Anzahl an Lobbyisten in den USA engagiert hatte, um amerikanischen Politiker und Regulatoren zu versichern, dass in den SHEIN Produkten keine Baumwolle aus der chinesischen Provinz Xinjiang verwendet wird. Dort besteht der Verdacht, dass Uiguren mit Zwangsarbeit in der Baumwollproduktion ausgebeutet werden.

Öffentlich wollte man die Vorwürfe, die im Raum standen, nicht entkräften um damit die Parteizentrale in Beijing nicht zu verärgern.

Kein Einzelfall

Die Organisation BCI (Better Cotton Initiative), die sich für faire Arbeitsbedingungen und weitgehende Reduzierung von Pestiziden beim Anbau von Baumwolle einsetzt, hat 2020 bereits erklärt, die Zusammenarbeit mit der Baumwollindustrie in Xinjiang aufzugeben.

BCI zählt viele bekannte Modehersteller zu ihren etwa 300 Mitgliedern, beipielsweise Puma, Ikea, Abercrombie & Fitch. Aber selbst großen Modeunternehmen ist es nicht möglich, Baumwolle aus Xinjiang zu vermeiden, denn sobald die Baumwolle aus dieser Region in die unterschiedlichen Distributions- und Handelswege eingegangen ist, kann ihre Herkunft verschleiert werden.

Es gibt DNA-Tests von Baumwolle, die den Nachweis der Herkunft von Baumwolle erbringen können, aber diese Tests sind aufwändig und teuer.

Cotton Farming © Alamy Stock Foto

Modemarken mit einem hohen Anspruch an Ethik versuchen Baumwolle aus der Provinz Xinjiang zu vermeiden, geben aber offen zu, dass trotz aller bestgemeinten Bemühungen, sie selbst nicht sicher sein können, ob die Baumwolle nicht aus einer Region der Welt stammt, in der die Begriffe Ethik, faire Löhne und geringe Umweltbelastung Fremdworte sind.

Cotton Farming © Alamy Stock Foto

Made in Italy

Die Kennzeichnung der Herkunft ist nicht nur beim Thema Baumwolle komplex. Gleiches gilt etwa für die Herkunftsbezeichnung Made in Italy für Mode oder Accessoires. 

Made in Italy bedeutet nicht unbedingt, dass die Mehrzahl der Materialien und Produktionsprozesse in Italien unter Einhaltung der dort gültigen Arbeitsvorschriften und Löhne produziert werden.

Die New York Times, The New Yorker und viele andere Medien haben über die Schattenindustrie berichtet, die in einigen traditionellen Regionen Italiens zu finden ist. Unter widrigsten Arbeitsbedingungen und für niedrigste Löhnen werden mit Materialien, die zum großen Teil aus China importiert wurden, Mode und Accessoires hergestellt, die mit Made in Italy ausgezeichnet sind.

Siehe auch
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Eine exzellente Zusammenfassung zu diesem Thema können Sie hier nachlesen.

Es hilft daher nicht unbedingt, die Etikettierung Made in China zu vermeiden. 

Die Macht liegt nur beim informierten Konsumenten. Wer möchte, kann recherchieren und findet bei einigen Herstellern genauere Informationen darüber, was Made in Italy im konkreten Fall bedeutet.

Bei Fast Fashion in den meisten Fällen nicht.

Nur zwei Beispiele wie es auch anders geht: Der Schweizer Taschenhersteller Amelie entwickelt beispielsweise das Design in der Schweiz und produziert seine Handtaschen und Laptop-Taschen seit Jahren in Italien, bei einem italienischen Familienunternehmen mit Leder, das in Italien gegerbt und weiterverarbeitet wurde.

Maxwell Scott Bags Limited entwickelt das Design in England und lässt die Lederartikel in Italien bei einem Familienunternehmen produzieren und legt Wert darauf, dass das Leder nicht mit toxischen sondern mit umweltverträglichen Stoffen behandelt wird.

Eine qualitativ gute Ledertasche hält, bei entsprechender Pflege, ein Leben lang und kann sogar vererbt werden. Da lohnt es sich doch, etwas Zeit zu investieren und zu recherchieren, wer Made in Italy ernst meint und wer nur das Cache des Labels für minderwertige Fast Fashion Artikel nutzt.

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Titelfotografie Cotton Farming © Alamy Stock Foto

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