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ES GING BEIM BESTEN WILLEN NICHT MEHR …

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DER ABSCHIED VON EINER LIEBLINGSBLUSE NACH 15 JAHREN

Von manchen Kleidungsstücken trennen wir uns nur sehr schwer. Warum eigentlich?

Die Lieblingsbluse

Blau, maßgeschneidert, Hornknöpfe, klassischer Schnitt. So sah sie aus, die Lieblingsbluse. Ein wichtiges Merkmal fehlt in dieser Aufzeichnung: Der weiche, extrem angenehme Stoff. Nicht nur, dass sie quasi zu allen Outfit-Kombinationen passte — wann immer es ein bisschen mehr Wohlgefühl für den Tag brauchte, war die Bluse beim Griff in den Schrank am Start. Soul Fashion.

Selbst als die Ecken des Kragens sich langsam auflösten – egal, ein Zeichen für individuellen Stil und Umweltbewusstsein- und der Stoff nach 15 Jahren Tragen und unzähligen Reinigungsgängen immer dünner wurde, sich dabei jedoch noch angenehmer anfühlte.

Aber plötzlich gab es ein unübersehbares Loch, also weg damit. Zuvor wurden alle Knöpfe abgeschnitten. Sie lasen sich hervorragend wiederverwerten. Auch ein Stück vom Kragen blieb, vielleicht könnte es gelingen, die gleiche Stoffqualität nochmals zu erwerben.

Schlechtes Gewissen

Der durchschnittliche Bürger der EU wirft jährlich 19 Kilogramm an Kleidung in den Müll (European Environment Agency, 2022). Auch wenn die geschätzten 50 Gramm der vorab beschriebenen Bluse damit kaum ins Gewicht fallen, plagt ein schlechtes Gewissen, denn der bevorzugte Weg ist die Spende an eine bekannte Kleiderkammer.

Die Vorzüge der Kleiderkammer:

  • Gute Kleidungsqualität in gutem Zustand werden dort sehr gerne angenommen
  • Das Gefühl, jemandem geholfen zu haben, ist unbezahlbar

Ein Neurologe der Mayo Clinic spricht davon, dass eine gute Tat für jemand anderen sogar einen positiven Einfluss auf das eigene Gehirn hat.

Die durchschnittliche Aufbewahrungszeit für Oberteile in der westlichen Welt liegt bei vier Jahren. Alter, Geschlecht und ökonomischer Status machen einen großen Unterschied. Während König King Charles II begeistert davon ist, Kleidung auszubessern und zu reparieren, sehen junge Frauen in England ein Kleidungsstück als alt an, wenn es viermal getragen wurde, berichtete der Guardian.

Was geht? Was bleibt?

Die Lieblingsbluse hatte alle Runden, in denen Paketkisten für die Kleiderkammer gepackt wurden, überlebt. Warum eigentlich? Eine Analyse der Kriterien, warum ein Kleidungsstück im Schrank bleiben darf und ein anderes gehen muss:

Was bleibt

Die meist getragensten Lieblingsstücke, die sich oft gut kombinieren lassen.

Das spricht für Farben wie Weiß, Blau und Schwarz versus der jeweiligen Farbe des Jahres. Und es spricht für die bestmögliche Materialqualität, Stichwort Wolle.

Kleidungsstücke mit dem Erinnerungswert schöner Ereignisse.

Jeder hat wohl eine Hose oder ein Kleid, das er oder sie immer wieder in den Koffer packt. Ein Kleidungsstück, das immer wieder auf den Bildern des Urlaubs zu sehen ist, egal ob es nach Italien, Japan oder Singapur ging. Glückliche Stunden bleiben in den Fasern.

Der geniale Modeschöpfer ist verstorben oder hat seine Marke verkauft.

Miuccia Prada, Jil Sander, Christian Dior, Yohi Yamamoto und Alexander McQueen gehören nicht ohne Grund zu den weltweit berühmtesten Designern. Ihre Entwürfe sehen selbst im Museum nach vielen Jahrzehnten noch phantastisch aus und bleiben tragbar. Kleidungsstücke von den Besten sind unersetzbar.

Alexander McQueen, Savage Beauty Exhibition, Victoria & Albert Museum, 2015 © Alamy Stock Foto

Was geht

Siehe auch

Kleidungsstücke in der falschen Farbe

Die Farbe der Haare und der Haut bestimmen, ob man in einer Farbe müde oder frisch aussieht. 

Kleidungsstücke in der falschen Größe

Wer macht nicht gern ein Schnäppchen im Sale. Kleidungsstücke, die viel zu groß sind, stellen selbst für den besten Änderungsschneider eine Herausforderung dar. Kleidung, die viel zu eng ist braucht eine Wunderdiät, die es nie geben wird.

Kleidungsstücke mit schlechten Erinnerungen

Auch berufliche Niederlagen bleiben in den Fasern. Weg damit, denn für einen jungen Bewerber kann genau das Kleidungsstück der Beginn einer großen Karriere sein.

Wo ziehen Sie die Grenze?

148 Kleidungsstücke und Schuhe besitzt eine Person im Durchschnitt in Europa. Haben Sie mal nachgezählt, wie viele Stücke Sie Ihr eigen nennen? Wir haben es getan und sind bei einer höheren Zahl angenommen. Genug. Der Vorsatz für den Rest des Jahres lautet: Den eigenen Kleiderschrank wieder zu entdecken und kreativer zu kombinieren.

Untersuchungen zeigen, dass wir etwa 10 Prozent unserer Kleidungsstücke regelmäßig tragen. Der Rest schlummert mehr oder weniger im Schrank. 

Titelbild Audrey Hepburn, Roman Holiday, 1953 © Alamy Stock Foto

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