Ballett für alle
Der 29. April ist Welttanztag. Tanz ist Kunst, Freude, Disziplin, Improvisation und vieles mehr. Ausprobieren.
Warum ist der 29. April Welttanztag?
Die UNESCO hat den Geburtstag des französischen Tänzers und Choreografen Georges Noverre zum Welttanz bestimmt.
Der Welttanztag möchte das Spotlight auf das Ballett und den Tanz richten. Das klassische Ballett ist bis heute die Grundlage für einige Formen des modernen Tanzes.
Georges Noverre (1727 – 1810) hat das Ballett seiner Zeit entscheidend modernisiert und weiterentwickelt. Er wollte das höfische Ballett, das zu einer Abfolge konventioneller Tanzschritte geworden war und auch in Opern lediglich als schmückendes Element genutzt wurde, reformieren.
Seine Vorstellung war es, den Tanz eine Geschichte erzählen zu lassen, die von allen verstanden werden kann. Zu seiner Zeit revolutionär.
Er sprach sich für neue Kostüme aus, die dem Körper mehr Freiraum gaben und hielt die bis dahin üblichen Masken und Perücken der Tänzer und Tänzerinnen für überflüssig.
Seine umfangreichen Publikationen zum Tanz, die erstmals 1760 in Stuttgart in gedruckter Form erschienen, gelten als wichtige Grundlage für den modernen Tanz, wie wir ihn heute noch auf der Bühne sehen.
Noverre, der Voltaire, Mozart und Friedrich den Großen zu seinen Freunden zählen durfte, war unter anderem in Paris, Dresden, Straßburg und Wien tätig und starb, verarmt als Folge der französischen Revolution, in Frankreich.
Der Sonnenkönig tanzt
Das Ballett hat dem französischen König Ludwig XIV viel zu bedanken. Er liebte den Tanz und soll selbst in Choreografien mitgewirkt haben. Er schuf die erste Ballett-Kompanie, die „Akademie Royal de la Dance“ und berief Pierre Beauchamp zum Leiter, der die bis heute praktizierten fünf Ballett-Positionen entwickelte und den französischen Ballettstil entwickelte.
Später gründete Ludwig XIV das Ballett de l’Opera des Paris, ebenfalls mit Pierre Beauchamp an der Spitze. Und dieser Ort ist bis heute das Traumziel vieler hoffnungsvoller, ambitionierter Ballett-Eleven.
Wer einen Eindruck von der Ausbildung im Ballettinternat der Oper Paris erhalten möchte, kann die jungen enthusiastischen Jungen und Mädchen in einer Dokumentation von ARTE mit dem Titel „Die beste Balletschule der Welt“ erleben.
Allerdings sollten Sie sich an diesem Abend nichts andere vornehmen. Die ehrgeizigen, sympathischen Ballettschüler über mehrere Jahre in ihrer Ausbildung zu begleiten, sie über den Tanz reden und ihre Begeisterung für die strenge Schule im Film zu erleben, weckt sofort den Wunsch auch die nächsten Folgen der Dokumentation anzusehen.
Aber was spricht dagegen, es sich mit einer schönen Flasche Bordeaux oder einem Weißwein von der Loire vor dem Bildschirm gemütlich zu machen und sich von den internationalen Ballettschülern und ihrer tänzerischen Entwicklung begeistern zu lassen.
„City Dance is the best part of my day“
Dieses Zitat stammt nicht von einem Balletteleven aus Paris sondern von einem Schüler, dessen Schule an einem Programm des Boston Ballet (City Dance) teilnimmt. Seit vielen Jahren arbeitet das Boston Ballet mit Schulen in der City of Boston und Kindern, deren Eltern in der Regel nicht zum typischen Ballett-Auditorium zählen.
Die Begegnung mit Tänzern, die ersten Tanzschritte und das Erlebnis, sich durch Tanz auszudrücken ist eine unschätzbare Erfahrung für die Schüler. Ein Erlebnis, das viele weitere Türen öffnen kann, die womöglich sonst verschlossen geblieben wären.
Die Investitionen in Tanzprojekte dieser Art, die es weltweit gibt, sind vergleichsweise gering. In den Townships von Südafrika genügt oft ein Kirchenraum, ein Choreograf und Musik.
Tanz hat viele Facetten, vom klassischen Ballet, über Modern Dance bis hin zur Tanz-Performance, der modernen Variante des Ausdruckstanzes.
Interessanterweise ist der Tänzer und Choreograf William Forsythe, weltweit geschätzt, auch für seine Arbeiten, die auf den ersten Blick wie der größtmögliche Bruch mit klassischer Tanzdisziplin wirken, zum klassischen Ballett zurückgekehrt, das in guter Qualität und mit modernen Choreographie faszinierend sein kann, aber gleichzeitig sehr rar ist.
Wer die Chance hat, herausragende Tanzarbeiten zu sehen, bisweilen auch digital verfügbar, wird verstehen, warum William Forsythe sagt „Isn’t ballet delightful?“
Tanz für alle
Standen Sie jemals an der Ballett-Stange? Wenn nicht, kein Problem. Es ist nie zu spät, mit Ballett-Training zu beginnen. Kurse wie die der Dresden Frankfurt Dance Company für alle Altersgruppen und auch für absolute Anfänger geeignet, gibt es in vielen Städten.
Die erste Erfahrung, die klassischen Schritte mit Gleichgesinnten zu studieren, ist Freude pur. Die Bewegungen sind für jeden Laien ungewöhnlich und gerade deshalb so attraktiv.
Ein zweiter Rudolf Nurejew oder Carlos Acosta wird vielleicht nicht mehr aus Ihnen werden, aber die sofort spürbare Eleganz des Ballett-Trainings und die Freude einer ersten kleinen Choreographie sind unbeschreiblich.
Noch nicht überzeugt? Im folgenden Video sehen Sie das Royal Ballett aus London bei der Morgenklasse. Achten Sie auf die Ballettmeisterin.
Titelfoto © Alamy Stock Photo | Fotografie © GloriousMe