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DIE ARCHITEKTUR-BIENNALE IN VENEDIG

DIE ARCHITEKTUR-BIENNALE IN VENEDIG

 

 

WENIGER EGO.  MEHR KOLLEKTIVE INTELLIGENZ

Jedes Jahr zieht es uns in die Lagune. Die diesjährige Architektur-Biennale und die dortigen Events zeigen wieder einmal: Venedig ist und bleibt eine Konstante in unserem Kalender.

Die Biennale. Ein Muss

Die Biennale in Venedig ist bekannt für große und streitbare Kunst und das seit nun mehr 130 Jahren. Es ist die älteste Kunstmesse der Welt. Gezeigt wird das ganze Spektrum der Künste: Malerei, Bildhauerei, Installationen, Performance, Musik, Theater, Tanz, Film und Architektur. 

Seit 1980 findet alle zwei Jahre die Architektur-Biennale im Wechsel mit der Kunst Biennale statt. Die Architektur-Biennale ist keineswegs eine Fachmesse für Architekten. Eigentlich ist ein Besuch der Ausstellung ein Muss für jeden. Denn hier geht es um die großen Herausforderungen unserer Zeit und damit um unsere Zukunft.

Der diesjährige Titel der Architektur-Biennale:

Intelligens. Natural. Artificial. Collective.

‚Intelligens‘ versteht sich als Labor für neue Allianzen und experimentelle Formen des Bauens. Das Wort Gens im Titel bezieht sich auf das lateinische Wort für Menschen. Der diesjährige Kurator der Architektur Biennale, der Architekt und Ingenieur Carlo Ratti, wollte mit seinen Einladungen betonen, dass multidisziplinäre Teams visionäre Architektur entstehen lassen.

Das Kraftwerk an Ideen und Visionen, die hier präsentiert werden, zieht jeden Besucher in seinen Bann. Die schonungslose Konfrontation mit der Realität ist sicherlich auch ein Stresstest, aber belohnt wird man mit (noch) Unvorstellbarem, und einem grenzenlos fantasievollem Umgang mit allen denkbaren Möglichkeiten. Hier wird vor Augen geführt was gelingen muss, und was misslungen ist. 

Ein großes Labor

In dem jede Form der Intelligenz willkommen ist — das möchte die diesjährige Architektur-Biennale betonen.

Es ist das kollektive und kreative Zusammentreffen der Architektur, Kunst, Technik und Wissenschaft. Baukunst, Film- und Fotokunst, Experimente, das die Architektur-Biennale so spannend macht.

Die Exponate, Filme, Installationen und Vorträge geben Denkanstöße, zeigen drastische Projektionen und Lösungsansätze. Positionen von 750 Teilnehmern aus 66 Ländern findet man in den Pavillons der Biennale, den Ausstellungsflächen der Arsenale und in der Stadt selbst.

Architektur ist Anpassung

Die Ausstellung wurde in drei thematische Stränge unterteilt und steht unter dem Motto ‚Share Knowledge‘:

Natural Intelligence
Die Intelligenz der Natur und ihre Anwendung in der Architektur.

Artificial Intelligence
Die künstliche Intelligenz und digitale Technologien im architektonischen Entwurf.

Collective Intelligence

Das Potenzial kollektiven Wissens und der Beteiligung verschiedener Akteure am architektonischen Prozess.

Jedes Land der 66 nationalen Beteiligungen überzeugt mit unterschiedlichen konzeptionellen Ideen. So bekommt man in kürzester Zeit einen komprimierten Einblick der visionären Vielfalt rund um den gesamten Globus. Auf der Biennale im Giardini portioniert von Pavillon zu Pavillon. 

Der deutsche Pavillion ‚Stresstest’ © GloriousMe 2025

Der deutsche Pavillion trägt den Titel ‚Stresstest‘ und schickt seine Besucher durch eben solchen. In ersten Teil des Pavillons erfährt man die Auswirkungen extremer Hitze, die sich in vielen Städten immer stärker bemerkbar macht am eigenen Leib und sieht sie nicht nur anhand von Wärmebildern. Im zweiten Teil erlebt man die lebensnotwendige Abkühlung, die Natur, Technik, Materialien etc. liefern können.

Der serbische Pavillion zeigt ätherische Kreationen aus Wolle, die von Energie aus Solarpanelen in Bewegung gesetzt werden. Selbstverständlich wird die dafür verwendete Wolle im Anschluss an die Biennale aufbereitet und wiederverwendet.

Im Ausstellungsbereich Arsenale gibt es kein Zurück mehr, gleich am Anfang wird man durch das Worst Szenario geleitet, ein Leben ohne Air-Condition im hitzeaufgeladenen Blackroom spiegelt unseren Klimakomfort und deren globale Folgen. (‚Terms and Conditions‘ eine Installation der Klimaingenieure von Transsolar, sowie Bilge Kobas, Daniel A. Barber, Sonia Seneviratne).

Dann geht es durch die unterschiedlichsten Szenarien, Labore, archaische, biosphärische und interaktive Positionen. Nicht nur die Szenarien und Denkansätze fordern zum Dialog auf, sondern auch ein sensibel anmutender Roboter, der die Besucher anspricht (Am I A Strange Loop? by Takashi Ikegami and Luc Steels) mit der Fragestellung, ob ein mit künstlicher Intelligenz ausgestatteter humanoider Roboter sich seiner selbst bewusst werden kann.

Der Transport der Zukunft in der Lagunenstadt

Belohnt wird man am Ende aller Länderpräsentationen in der historischen Schiffswerft, wo im 14 Jahrhundert die Flotten der ehemaligen Republik Venedig gebaut wurden mit einer Arbeit von einem der besten Architekten der Welt: Sir Normen Foster, der gerade seinen 90. Geburtstag feiern durfte.

Auf seiner Installation ‚Gateway’ gelingt es bei gefühlten 40 Grad abzukühlen. Das 37 Meter lange schwimmende Bauwerk soll erforschen, wie sich Verkehrsmittel in Zukunft in die historische Umgebung Venedigs integrieren können.

Gateway to Venice’s Waterway, Sir Norman Foster, Biennale 2025 © GloriousMe 2025

Kreislaufwirtschaft. Canal Water Espresso

Direkt neben der Transportidee der Zukunft kann man einen Canal Water Espresso genießen, eine Installation des berühmten amerikanischen Architekturbüro aus New York Diller Scofidio + Renfro (Gewinner des Goldenen Löwen 2025, u.a. Gestalter der High Line in New York City). Das Lagunen-Wasser der Arsenale wird vor Ort destilliert und der Espresso in der Pop-Up-Bar serviert.

‚Canal Water Espresso‘ auf der Arsenale © GloriousMe 2025

Auf Ästhetik und hervorragendes Design muss man auf der Architektur-Biennale nicht verzichten. Die Beschäftigung mit Zukunftsthemen, die uns alle angehen im Venedig Biennale Format, das nie enttäuscht, macht den Reiz eines Besuches aus. Herz und Seele werden gleichermaßen genährt und Sensibilität für die wichtige Rolle von Architektur für unseren Planeten geschärft.

Venedig musste schon immer kreativ und visionär sein

Siehe auch
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Die Stadt, auf Pfählen gebaut, trotzt dem Klimawandel und dem steigenden Meeresspiegel. Es ist eine besondere Erfahrung zwischen der historischen Umgebung, den Zukunftsvisionen der Biennale und anderen renommierten Ausstellungsorten der Lagunenstadt, die Ästhetik und Lebenskultur zu genießen. Überall wird gebaut, restauriert, das Schöne erhalten. 

Bis zum 30. November 2025 ist die Architektur-Biennale noch zu erleben. Wer keine Möglichkeit hat, in dieser Zeit nach Venedig zu reisen, kann sich auf der Seite des renommierten Architektur Magazins Dezeen einen Eindruck von den zehn besten Pavillons dieses Fachmagazins verschaffen.

Online Tickets: www.labiennale.org/en/tickets

Guided Touren zu buchen unter: www.booking.com/attractions

Moro Café, Palazzo Franchetti Venedig © GloriousMe 2025

Last but not least. Die grünen Oasen der Serenissima

Mehr Destress geht nicht:

Im Girardini della Biennale das Restaurant und Bar ‚In Paradiso‘ zwischen dem Eingang der Biennale und dem ‚Bacino‘ dem Hafenbecken von San Marco, ist frischer Wind garantiert.

Das wunderschöne Illy Caffé im wiedereröffneten Park ‚Giardini Reale di Venezia‘ den Königlichen Gärten von Venedig, ganz in der Nähe des Markusplatz.

Das neueröffnete Moro Café im wundervollen Garten des Palazzos Franchetti mit Blick auf die Ponte dell’Accademia. 

Und immer wieder das Museum Café der Peggy Guggenheim Collection – Genuss umgeben von Kunst.

Mit dem Vaparetto (Linie 2) geht es vom Markusplatz auf die Insel San Giorgio Maggiore in das San Giorgio Café. Dort kann man verweilen mit dem besten Blick auf die Lagune.

Ausblick von der Terrasse ‚In Paradiso‘ im Girardini der Biennale © GloriousMe 2025

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Titelbild: Installation ‚Vela Celeste – Reimagining Home‘ Collective / Arsenale © GloriousMe 2025 

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