Locker und originell bleiben
Von eifrigen Kindern des Jubilars oder Freunden des Brautpaares wird während der Feier ein Gästebuch gereicht. Mehr als einmal haben wir erlebt, dass vor der leeren Seite Panik einsetzt…
He who pays the piper calls the tune
Das gilt für alle Gastgeber. Sie bestimmen die Regeln und oft gehört dazu, dass einem mitten im interessanten Gespräch mit einem amüsanten Tischnachbarn ein Gästebuch vorgelegt wird.
Sofort gefriert das Gespräch und es wird im Gedächtnis gekramt. Man möchte originell erscheinen und doch fallen einem in diesem Moment nur Gemeinplätze ein.
Gerne wird dieser Überfall auch mit einer Polaroid-Kamera verbunden und dem Wunsch, lächelnd in die Linse zu blicken.
Als aufmerksamer GloriousMe Leser sind Sie vorbereitet und können das Fest weiter genießen, denn Sie wissen:
Ihr Bild
Auch wenn der Gastgeber die Regeln bestimmt — das Recht an Ihrem Bild bleibt bei Ihnen. Damit ist selbstverständlich nicht gemeint, dass Sie nun zum Spielverderber der netten Idee werden, aber machen Sie ruhig klar, dass Sie das Foto sehen möchten, bevor es im Gästebuch verewigt wird.
Falls Sie sich auf dem Portrait nicht gefallen, bestehen Sie charmant darauf, so lange portraitiert zu werden, bis es Ihnen gefällt.
Ihr Stift
Selbstverständlich gehört ein Füllfederhalter bei einer Feier, bei der damit zu rechnen ist, in die Abendhandtasche oder ins Jacket. Es braucht ja kein Meisterstück zu sein, dessen Verlust sehr traurig wäre und der mit einem Tintenglas nachgefüllt wird.
Kaweco offeriert kleine, leichte, mit Patronen bestückbare Füllfederhalter, die in jede elegante Tasche passen. Übrigens hat das Unternehmen bereits 1883 angefangen, in Heidelberg Füllfederhalter zu produzieren und ist als Marke heute weltweit vertreten.
So können Sie Ihren Eintrag stilvoll gestalten und müssen nicht auf den gereichten Stift zurückgreifen, der meist von fragwürdiger Provenienz ist.
Ihre Vorbereitung
Das Mobiltelefon haben wir alle stets dabei. Darauf befindet sich selbstverständlich ein passender Text, der vorab in Ruhe geschrieben und recherchiert werden kann.
Das kann ein Zitat des Gastgebers oder ein Zitat eines von ihm oder ihr verehrten Schriftstellers oder einer Lyrikerin sein, eine kleine Geschichte über ein gemeinsames Erlebnis, die erste Begegnung, eine gemeinsame Wanderung über Berge oder durch Firmenkonkurse, heitere Vorlieben oder Abneigungen der Person.
Alles ist interessanter und lesenswerter als der Eintrag: „Ein wunderschönes Fest. Alles Liebe und vielen Dank“.
Vorbereitung ist alles. Wird kein Gästebuch vorgesehen, dann haben Sie mit Ihrem geplanten Text die anschließende Thank you Karte schon bestens vorbereitet.
Wer zeichnen kann, ist selbstverständlich im Vorteil. Eine kleine Skizze kommt immer hervorragend an. Perfektionisten haben an der Garderobe oder im Kofferraum für den möglichen Fall des Gästebuches einen Aquarellkasten deponiert.
Beliebt ist auch die stilvolle Reiseschreibmaschine: Ob von Olivetti oder ein anderes Fabrikat – immer mehr Gastgeber stellen Schreibmaschine und Papier bereit und bitten ihre Gäste, den Eintrag in die Tasten zu hauen.
Da lohnt es sich besonders, gut vorbereitet zu sein, um nicht immer wieder von neuem anfangen zu müssen, denn Tippex ist in diesem Fall keine Lösung
Gerne auch im familiär geführten Hotel
Auch hier trifft man häufig auf ein Gästebuch, das neu angereisten Gästen einen Einblick darüber gibt, woher die bisherigen Gäste kamen. Das Buch sollte nicht mit einem Feedback-Fragebogen oder einem elektronischen Eintrag im Bereich Customer Review verwechselt werden.
Kritik ist am besten direkt bei den Verantwortlichen angebracht und ein gut geführtes Hotel reagiert sofort und individuell auf berechtigte Kritik.
Beim Gästebuch im Hotel geht es eher um Orte und Personen. Ähnlich wie in Tagebüchern, wird in Gästebüchern gern gelesen und Namen, Datum und der Heimatort geben ein gutes Gefühl, wer sich bislang an diesem Ort wohlgefühlt hat.
Auch der Tipp, welcher Drink an der Bar besonders empfehlenswert ist oder zu welcher Tageszeit der Gang an den See besonders interessant sind, stellen eine nette Geste für zukünftige Leser und Gäste dar.
To be oder not to be
Wenn Sie selbst gerne zum Essen in Ihr Zuhause einladen, lohnt es sich, selbst ein Gästebuch zu führen und darin das jeweilige Menü und die Weine zu notieren. Leicht verliert man den Überblick und kann auf diese Weise Vorspeisen oder Desserts, die besonders gut ankamen wiederholen oder Weine besser variieren kann. Leichter ist es beim Champagner — die bevorzugte Marke, bei Winston Churchill war es Pol Roger, kommt immer wieder gut an.
Manche Gästebücher haben historischen Wert. Der National Trust hat das Gästebuch von Winston Churchill, das er in seinem Privathaus Chartwell, Kent von 1924 bis 1964 geführt hat, digitalisiert, so dass man am Bildschirm die Mehrzahl der etwa 700 Gäste, die in diesem Zeitraum dort zu Gast waren, recherchieren kann.
Die dunkelste Stunde
Nicht jeder folgte der Bitte Winston Churchills nach einem handschriftlichen Eintrag. Albert Einstein beispielsweise signierte nicht, andere, wie Fabian von Schlabrendorff, der Teil des Widerstandes gegen Adolf Hitler war, wollten aus wohl verständlichen Gründen keine nachvollziehbaren Hinweise hinterlassen, so die Kuratorin von Chartwell House.
Sollten Sie den hervorragenden Film „The darkest hour“ (2018) mit Gary Oldman in der Rolle von Winston Churchill als Premierminister während des zweiten Weltkrieges noch nicht gesehen haben, legen wir Ihnen diesen Film ans Herz. Den Trailer können sie hier sehen. Sie finden ihn auf den üblichen Streaming Portalen.
„You can not negotiate with a tiger when your head is in it’s mouth“ — das Zitat Winston Churchills hat seine Relevanz, das muss die Ukraine im Moment in bitterer Weise erleben, hat nichts von seiner Relevanz verloren.
Titelbild © Jonathan Tennant Alamy Stock Foto | Charlie Chaplin und Winston Churchill – Chartwell, Kent 1931 © Alamy Stock Foto