Für Glanz braucht es nur ein einziges Teil aus Silber
Ein sonniger Sonntag. Erdbeerkuchen und frisch gebrühter Kaffee auf einem alten Gartentisch unter einem Walnussbaum. Ein Tortenheber aus Silber macht das Bild perfekt.
Lieber Silber als Tulpen aus Amsterdam
In der Familie einer guten Freundin ist es Brauch, zu wichtigen Ereignissen ein Geschenk aus Silber zu überreichen. So wird aus einem Alltagsgegenstand ein Schatz von Erinnerungen.
Ein Stück des gemeinsamen Kuchens, ein Stück geteilter Geschichte.
Bei Ihrem nächsten Besuch in Amsterdam finden Sie in der kleinen Seitenstraße Langebrugsteeg bei Lyppens die Schatztruhe hierfür, unter anderem Tortenheber von klassischer Eleganz die festliche Tafeln ergänzen aber ebenso aus einem verrosteten Gartentisch ein Gemälde von Edouard Manet entstehen lassen.
Eine andere Traditionsadresse für Silber und interessante Broschen ist good old fashioned Goodwins in Edinburgh, einer Stadt, die wie Amsterdam, immer eine Reise wert ist.
Seefahrer haben ein Gespür für Heimat
Silber ist der größtmögliche Gegensatz zur Fahrt auf hoher See, wenn man von Luxus-Kreuzfahrten absieht.
Nicht von ungefähr findet man eine besondere Achtung für die Schätze der Silberkunst an Orten, deren Reichtum einst auf den Weltmeeren entschieden wurde und an denen die Rückkehr in das Zuhause eine besondere Wertschätzung hatte.
Einer der ältesten und in der Zunft angesehener Silberschmied, Koch & Bergfeld sitzt in Bremen. Im pragmatischen London wurden die Tresorräume für Wertsachen mit Verkaufsräumen kombiniert.
In den London Silver Vaults findet man bis heute 29 spezialisierte Händler an einem unterirdischen Platz, die fast alle eine große Auswahl an silbernen Antiquitäten und modernem Silber offerieren.
Ebenso in London haben angehende Gold- und Silberschmiede mit dem Goldsmiths Institut eine besondere Heimat. Aus der früheren Zunft, die unter anderem über die Prägestempel Englands wachte, ist heute eine gemeinnützige Institution geworden die den Nachwuchs von Gold- und Silberschmieden fördert.
Im Jahr 2012 wurde hierfür in London Clerkenwell das The Goldsmiths Centre eröffnet, das Trainingsräume für Ausbildung und Spezialworkshops unterhält und mit einer Messe und Förderung von Talenten eine Tradition von 700 Jahren bemerkenswert lebendig hält.
Der Stempel macht den Unterschied
Ein antikes Stück aus Silber kann eine ganze Anzahl von Stempeln tragen, die für den Experten eine präzise Aussage über die Herkunft geben. Diese Kennzeichnung kann bis zum individuellen Meister gehen, der das Stück angefertigt hat.
Auch Städte oder in der Schweiz Kantone, in denen ein Silberstück angefertigt wurde, sind bisweilen aus den Stempeln erkennbar.
Die Prägestempel des Silbers sind ein umfangreiches Feld für Experten. In Frankreich existieren beispielsweise neben dem staatlich vorgeschriebenen Stemple der Minerva eine ganze Reihe weiterer Stempel zur weitergehenden Spezifizierung und auch die Prägestempel der Niederlande gehen zum Teil noch auf Traditionen aus dem 17. Jahrhundert zurück.
Die Prägestempel Großbritanniens geben, neben dem Löwen, der generell für eine englische Herkunft steht, in sehr differenzierter Weise Aufschluss über die Provenienz und Alter und unterscheiden sich, natürlich, von den Prägestempeln anderer Länder.
Von besonderer Bedeutung ist der Stempel, der Aufschluss über den Feingehalt des Silbers gibt.
Lautet die Zahl des Prüfstempels beispielsweise 800/835/900 oder 925 handelt es sich um ein Stück mit einem hohen Silbergehalt. 925 steht dabei für 925 Sterling Silber, einer Legierung von 92,5 Prozent Silber und 7,5 Prozent eines anderen Metalles, meist Kupfer) und wird auch oft auch nur mit dem Wort Sterling gekennzeichnet.
Eine Stempelnummer 80 oder 80/24, 90, 90/24 100, 120 oder 150, 200 zeigt, dass ein Besteck versilbert ist und wie hoch das Gewicht der Silberschicht war, die galvanotechnisch auf die Stücke aufgebracht wurde.
90/24 sagt aus, dass 90 Gramm Silber dafür verwendet wurden, 24 Besteckteile zu versilbern.
Bei antikem Silber wird es komplizierter. Um hier auf der sicheren Seite zu sein, sollte man einen Experten eines Silberhändlers, eines Auktionshauses oder einen Juwelier befragen.
Mit Silber einen wichtigen Zweck unterstützen
Für eine Ersteinschätzung von Silber langt es, ein Foto der Prägestempel bei Sotheby’s hochzuladen, um eine Ersteinschätzung über den Wert zu erhalten.
Vielleicht liegt ja ein kleiner silberner Korb mit dem Wappenzeichen von Frederick Prince of Wales in ihrem Keller, das 1743 bei Georges Wickes in London hergestellt wurde und dass sie aktuell für US Dollar 30.000 – 50.000 versteigern lassen könnten.
Das Geld oder jeden andere Betrag ist sehr willkommen bei UNITED24, der Initiative, die der ukrainische Präsident Volodymyr Zelensky ins Leben gerufen hat und mit deren Geldern die Verteidigung, Minenbeseitigung, medizinische Hilfe und der Wiederaufbau der Ukraine unterstützt werden soll.
Fußballfans kennen die Initiative UNITED24 bereits bestens, da das nationale Fußballteam der Ukraine jedes Spiel wie beispielsweise jüngst gegen Borussia Mönchengladbach oder gegen die Nationalmannschaft von Schottland nutzt, die wichtige Initiative UNITED24 bekannt zu machen und Spenden zu generieren.
Ich habe doch keine silbernen Löffel gestohlen
Bei Silber braucht es nicht unbedingt eine Serie. Ein komplettes Besteck stellt einen feinen und sehr individuellen Wert dar. Ob schörkellos, gehämmert, eher Bauhaus oder Jugendstil, ist eine sehr persönliche Entscheidung, die auch schon mal Monate oder Jahre dauern kann.
Es ist auch eine Investition in Luxus.
Schade wäre es, die Investition nur im Besteckkasten zu verwahren. Silber gehört aus unserer Sicht auf den Alltagstisch, denn jeder Tag ist kostbar.
Ein Teil Glanz
Der große Vorteil von Silber besteht darin, dass bereits ein einziges Teil jedem Tisch Glanz verleiht. Sei es ein silberner Untersatz für Weinflaschen, ein Tropfenfänger aus Silber, ein Zuckerlöffel, ein Kerzenleuchter oder ein Fischbesteck.
Und steht Disziplin auf Ihrem Speiseplan, tröstet das silberne Obstmesser darüber hinweg, dass nicht köstlicher Käse und Baguette mit Wein sondern „nur“ eine Birne den Magen am Abend füllt.
Ein Stück aus Silber ist ein schönes Geschenk, das viele Jahre Freude bereitet, bisweilen sogar über Generationen hinweg.
Ist der Glanz nach Jahrzehnten und vieler schöner Stunden verschwunden, kann man Besteck oder auch jedes andere Teil aus Silber neu versilbern lassen.
Das ist angesichts steigender Rohstoffpreise die bereits in den letzten Jahren zu großen Preissteigerungen bei Waren aus Silber geführt hat, eine vergleichsweise günstige Option, die oftmals nicht in Erwägung gezogen wird.
Design und Handwerk
Silberschmiede mit internationalem Renommee wie beispielsweise David Mellor sind heute rar.
Die großen Silbermarken wie Robbe & Berking, Georg Jensen und Christofle wurden von einem Silberschmied gegründet und engagieren bekannte Designer um den Zeitgeist zu treffen.
Nach wie vor ist die Herstellung feiner Silbersachen Handwerkskunst. Einen wunderbaren Einblick in die Herstellung gibt der Film des französischen Unternehmens Christofle.
Last not least
Auch wenn wir für Silberbesteck im Alltag plädieren. Silber und Geschirrspülmaschine vertragen sich leider nicht. Der Grund dafür sind die Geschirrspültabletten oder das entsprechende Pulver.
Diese enthalten in den meisten Fällen Zusätze, die für das Silber nicht geeignet sind. Auch die Mischung von Silber und anderen Metallgegenständen im Geschirrspüler lässt das Silber leiden.
Daher ist ein Geschirrspülmittel ohne diese Zusätze gefragt, das allerdings im normalen Handel schwer erhältlich ist oder Handarbeit.
Silber braucht zudem alle 3-6 Monate regelmäßige Pflege, um den bestmöglichen Eindruck zu machen. Legen Sie Ihre Lieblingsmusik auf, gönnen Sie sich ein Gläschen Champagner oder sehen Sie die Silberpflege einfach als eine Art Meditation. Labour of Love ist es immer.
Ein bekannter Silberhändler empfiehlt als Pflegemittel die Produkte des englischen Unternehmens Goddard’s, die auch von einigen Museen mit Silbersammlungen verwendet werden.
Zwei Leser von GloriousMe, deren Menüs und blankgeputze Silberbestecks stets eine wahre Freude sind, schwören jeweils auf Wright’s Silver Cream oder auf Wiener Kalk.
Fotografien © Alamy Stock Foto | Titelfoto SIlbertablett © Olga Kriger | Goldsmiths College London © davidxgreen | Silberbesteck © Jürgen Wiesler