Zucker ist in aller Munde – zu viel davon
Wir alle sind es gewohnt, uns mit Zucker zu verwöhnen: Die Geburtstagstorte, die Schokoladentrüffel zum Valentines-Day, die Lebkuchen zu Weihnachten. Damit das lange Spass bereitet, lohnt es sich, mit Zucker etwas vorsichtiger zu sein.
Alles auf Zucker!
Der Spielfilm „Alles auf Zucker!“ von Dani Levy ist schon ein wenig älter, aber mit seinem Witz und seinen liebevollen Charakterisierungen der beiden jüdischen Familien aus Berlin und Frankfurt am Main ein Klassiker, den man immer wieder sehen kann.
Die Warnungen vieler Ärzte und Forscher hingegen, dass wir alle viel zu viel Zucker zu uns nehmen, verhallen seit Jahrzehnten ohne rechten Widerhall.
Die sonst in ihrem Research oftmals optimistische (ehemalige) Credit Suisse kommt beim Thema Zucker (Sugar – Consumption at a Crossroad) zum Schluss: Die Gesundheitssysteme vieler Länder, beispielsweise der USA, werden mit den Kosten der Behandlung von Diabetes Mellitus und Adipositas, zu denen aus Sicht vieler Forscher der Zuckerkonsum maßgeblich beiträgt, in einigen Jahrzehnten überfordert sein.
Breitangelegte Maßnahmen gegen den zu hohen Zuckerkonsum scheinen in vielen Gesellschaften ohne Erfolg. Positive Nachrichten nur für einige Biopharma-Aktientitel, nicht für den Rest der Welt.
Wird es Barbara Becker schaffen?
Die Ex-Ehefrau von Boris Becker, dieser Tage stets mit dem Zusatz Fitness-Ikone in einem Atemzug genannt, versucht mit ihrem neuesten Buch „Optimize your Sugar“ die Welt davon zu überzeugen, dass es für jeden, egal wie jung und fit er ist, erhellend sein kann, kontinuierlich den Blutzuckerspiegel zu messen und zu beobachten, wie sich der Genuss bestimmter Nahrungsmittel darauf auswirkt.
Das Buch wird vermutlich auf der Spiegel-Bestseller-Liste landen, denn ihre Ratschläge „Salat stets vor der Mahlzeit essen und vor den Mahlzeiten einen Teelöffel Apfelessig zu sich nehmen“ lassen sich leicht schlucken.
Ihr Buch weist auf ein wichtiges Thema hin: Millionen von Menschen befinden sich, ohne dass sie es wissen, in einer Pre-Diabetes-Phase, sind also auf dem besten Weg dahin, in einigen Jahren Diabetes-Typ-2 zu entwickeln. Übermäßiger Zuckergenuss wird von vielen Ärzten als Ursache dafür gesehen.
Wieviel ist genug?
Drei Fachgesellschaften (Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE), die Deutsche Adipositas-Gesllschaft (DAG) und die Deutsche Diabetes Gesellschaft haben sich auf eine Obergrenze verständigt: Nicht mehr als 50 Gramm Gesamtzucker pro Tag.
In Deutschland wird dieser Grenzwert von Frauen im Durchschnitt um 40 Prozent überschritten, von Männern um 30 Prozente und von Kindern um 75 Prozent. Bei letzteren schlagen vor allem gezuckerte Erfrischungsgetränke zu Buche, die besonders fatal sind, da sie keine Sättigung bewirken.
Fettleber-Erkrankungen bei Kindern sind keine Seltenheit mehr. Denn im Gegensatz zur Glukose, die über den Darm abgebaut wird, ist bei Fructose die Leber zur Verarbeitung gefordert. Fructose kommt beispielsweise in Obst oder Honig vor, kann aber auch industriell sehr kostengünstig produziert werden.
Daher findet man Fructose und in fast allen industriell angefertigten Lebensmitteln wie beispielsweise Erfrischungsgetränken.
Der Wunsch, kalorienreduziert zu essen und beim Einkauf auf den Hinweis „fettreduziert“ zu achten, hat den Anteil vieler Zuckerarten in Lebensmitteln weiter verstärkt. Um den fehlenden Geschmack des Fettes auszugleichen, enthalten viele Lebensmittel immer mehr Zucker. Die Werte dafür findet man auf jeder Lebensmittelverpackung. Aber wer hat Zeit, jedes Etikett sorgfältig zu studieren anstatt den wöchentlichen Einkauf möglichst schnell zu erledigen.
Die Zuckerwelle wird immer größer
Greift man zur Apfelsaftschorle statt zur Cola und meint die gesündere Wahl getroffen zu haben, tappt man im doppelten Sinn in die Zuckerfalle. Die Apfelzüchtungen folgen den Wünschen der Mehrheit der Konsumenten, die süßliche Äpfel den säuerlichen Äpfeln vorziehen. Der Zuckeranteil einer Apfelsaftschorle ist schwindelerregend und deckt mittlerweile nahezu den Tagesbedarf an Zucker.
Wir alle gewöhnen uns täglich an immer mehr Zucker, ohne dass wir es merken.
Den zahlreichen englischen und amerikanischen Ärzten und Forschern, die Zucker als Droge bezeichnen, werden stets Gegenstudien vorgehalten, finanziert von der Zuckerindustrie. Deren Argument lautet: „Eine Kalorie ist eine Kalorie. Zucker darf nicht verteufelt werden.“ Wie erfolgreich diese Argumentation ist, kann man beispielsweise in der ARTE Dokumenten „Die große Zuckerlüge“ nachvollziehen.
Das gründliche Japan hat mit einem großangelegte Monitoring-Programm reagiert, da die gesunde traditionelle japanische Ernährungsweise immer stärker durch westliche Ernährung und Fastfood ersetzt wird. Als Folge steigen auch im Land der vielen Hundertjährigen die Diabetes-Zahlen markant.
In japanischen Unternehmen können sich die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen durch mobile Ärzteteams testen lassen: Gemessen wird der Bauchumfang und die Insulinresistenz. Bei manchen ein Warnschuss, der wirkt.
Wer nun meint, der tägliche Blick auf die Waage und in den Spiegel langt, kann sich leider täuschen. Auch Top-Sportler oder schlanke Menschen können zu viel Zucker zu sich nehmen und damit Krankheiten wie Fettleber, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes oder anderen sehr schwerwiegenden Krankeiten Vorschub leisten.
Alternativen?
Allein in der EU sind derzeit zwölf Zucker-Ersatzstoffe zugelassen. Langzeitstudien zu deren Wirkung Fehlanzeige. Rohrzucker und andere Formen von braunem Zucker sehen leider nur gesünder aus. Honig und Ahornsirup ebenso.
Ayurveda empfiehlt, je nach Konstitution und Typus unterschiedliche Zuckerformen wie beispielsweise Palmzucker oder Jaggery, der aus Zuckerrohr, Dattelpalmen, Sago, Kokospalmen oder anderen Pflanzen durch Einkochen des Sirups hergestellt wird.
Wir haben es ausprobiert: Die Süße ist bei Jaggery etwas abgemildert und ungewohnt, aber wir haben den Eindruck, dass der Wunsch nach dem süßen Genuss noch mehr Süßes konsumieren zu wollen, reduziert ist.
Weniger und Bitterer
Damit der Appetit auf Süßes unbedenklich bleiben kann, denn wer liebt die Produkte einer guten Bäckerei oder eines Top-Chocolatiers nicht, bleibt nur ein Weg: Weniger und Gutes bewusst genießen.
- Frische Lebensmittel statt industriell gefertigte Produkte
- Keine Erfrischungsgetränke mit Zuckerzusatz
- Kaffee lieber ohne Zucker, Sirup, Sahne oder gesüßter Milch
Ein früheres italienisches Lieblingslokal von GloriousMe in Frankfurt am Main, das leider nicht mehr existiert, hat als erstes Gericht stets einen Salat serviert, der aus vielen bitteren Salate- und Gemüsesorten bestand und mit einem Apfelessig-Dressing serviert wurde.
Auch wenn wir keine evidenzbasierten Studie dazu finden konnten: Wir bleiben bei der Empfehlung von Da Claudio, mit der wir bis jetzt gut gefahren sind und nehmen den Zuckerschock zum Anlass, der zusätzlichen Empfehlung aller Diabetologen und Endokrinologen zu folgen: Bewegung. Bewegung. Bewegung.
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Fotografie © GloriousMe