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BUCHTIPP: „ENTSCHEIDUNG IN KIEW“

BUCHTIPP: „ENTSCHEIDUNG IN KIEW“

 

 

EIN WICHTIGES BUCH 

Warum man gerade in Deutschland noch an die gute russische Seele im Kreml glaubt

Viele, die zu diesem Thema eine Meinung haben, sind noch nie in Russland oder der Ukraine gewesen. Der Osteuropaexperte Karl Schlögel hingegen bereist beide Länder seit Jahrzehnten 

Man kann es auch ökonomisch sehen

In der Welt der Geldanlage gibt es kaum jemanden der die Investmentgesellschaft Berkshire Hathaway und deren Erfolgsgeschichte nicht kennt. Der legendäre Charlie Munger (1924 – 2023) war Vice Chairman von Berkshire Hathaway und kongenialer Partner von Warren Buffett.  

Von Charlie Munger stammt die Aussage: „There is no better teacher than history in determining the future. There are answers worth billions of dollars in 30 dollar history books“.

Heute möchten wir Ihnen ein kleines Taschenbuch empfehlen, das sich für 16,00 EUR erwerben lässt. Lesen und verschenken lohnt sich. Sie werden dadurch zwar kein neues Vermögen erwerben, aber vielleicht eine größere Chance haben, auch zukünftig in Freiheit zu leben und ihr privates Vermögen genießen zu können.

Der Autor Karl Schlögel ist Osteuropahistoriker und erhält am 19. Oktober 2025 in der Frankfurter Paulskirche den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels verliehen. 

Wissen statt Medienaktivismus

Karl Schlögel, geboren 1946, besuchte als Kind die Schule eines Benediktinerklosters in seiner Allgäuer Heimat. Russisch wurde dort als Fremdsprache angeboten, wie in vielen weiteren Schulen seinerzeit. Bereits die erste Schülerreise führt ihn durch die Ukraine bis nach Russland. Wie viele andere ist er begeistert von der Herzlichkeit, mit der er dort aufgenommen wird, in Ländern, in denen sein Großvater und sein Vater in den Weltkriegen kämpften.

Karl Schlögel auf der Frankfurter Buchmesse 2017 © Alamy Stock Foto

Er entwickelt sich zum Osteuropaexperten und erlebt die Veränderung Russlands unter Putin. In seinem Buch „Entscheidung in Kiew“ verbindet er profundes Geschichtswissen mit eigenen Erlebnissen. Sein Schreibstil ist leicht und unterhaltsam. 

Er beschäftigt sich mit der Frage, warum gerade in Deutschland die Narrative des Kreml auf so viel Verständnis stoßen, geschürt vom Medienaktivismus linker und rechter Parteien und seit Jahren befeuert von russischer Propaganda in den sozialen Medien.

Prompt wurde ihm vorgeworfen mit seinen Warnungen vor Putin und seinem Einsatz für die Ukraine Kriegspropaganda zu betreiben und den Friedenspreis nicht verdient zu haben.

Der überforderte Westen: Ukraine – terra inkognita

Vor einigen Jahren war es noch verständlich, dass die Mehrheit nahezu nichts über die Ukraine wusste. Man war im Westen nicht sonderlich interessiert an diesem Land und konnte mit der Orangen Revolution am Maidan Platz wenig anfangen. 

Während sich andere berühmte Plätze an denen für Freiheit und Demokratie (und im Fall der Ukraine für Europa) demonstriert und gestorben wurde, schnell in das allgemeine Gedächtnis eingruben, fehlte den meisten tieferes Wissen zu diesem Land, das 1991 international anerkannt unabhängig wurde und als Preis dafür die bis dahin in der Ukraine stationierten Nuklearwaffen an Russland abgab. 

Die Ukraine baute auf das Budapester Memorandum von 1994 in dem die USA und Großbritannien die Eigenständigkeit und die bestehenden Grenzen der Ukraine garantierten.

Bis zum Beginn des Angriffs auf die Ukraine von Seiten Russlands sprach man dort selbstverständlich Russisch und Ukrainisch. In TV Talkshows wechselte man bisweilen mitten in einem Satz von einer Sprache in die andere. Seitdem der Kreml meint, die russlandsprachige Bevölkerung in der Ukraine „befreien“ zu müssen, hat die ukrainische Sprache und das Nationalgefühl der Ukrainer stark an Bedeutung gewonnen. Heute gibt es im vom russischen Angreifer geschundenen Charkiw Poesielesungen in ukrainischer Sprache, die in Bunkern stattfinden.

Man stelle sich vor, Frankreich und Italien erhöben territoriale Ansprüche auf die Gebiete der Schweiz, in denen Französisch und Italienisch gesprochen wird oder Putin würde bekanntgeben die russischsprachige Bevölkerung in Wien oder Berlin „befreien“ zu wollen.

Die langen Linien

Siehe auch

Karl Schlögel zieht die langen geschichtlichen Linien, in denen Deutschland in der Ukraine für viel Leid verantwortlich war und er warnt davor, die Ukraine aufzugeben, die nun bereits seit fast drei Jahren heroisch versucht, ihr Land zu verteidigen und einen hohen Preis dafür zahlt.

Nur die aktuellen Nachrichten zu verfolgen und die entsprechenden Bilder zerstörter Gebäude zu betrachten, ist nicht ausreichend, so argumentiert er, um die Ziele Putins und seines Machtzirkels zu verstehen. 

Karl Schlögel zitiert aus den Reden Putins wie 2001 vor dem Deutschen Bundestag und 2007 auf der Münchner Sicherheitskonferenz und macht klar, dass ein mögliches Ende der Ukraine nicht das Ende des Angriffs Russlands auf Westen wäre.

Warum ist dieses Buch gerade jetzt wichtig

Während auf politischer Ebene im Westen Europas, nach langer, viel zu langer Zeit, ein Erwachen für die Realität zu vermerken ist, spüren wir in vielen Bereichen eine gewisse Müdigkeit. 

Andere Schreckensnachrichten verdrängen die täglichen Opfer in der Ukraine. Der Kreml spielt auf Zeit und wartet nur darauf, dass immer mehr Menschen ihm naiverweise oder kalkulierend entgegenkommen möchten.

Der Stiftungsrat des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels setzt mit der Verleihung des Friedenspreise an den Historiker Karl Schlögel nach den vorangegangenen Preisträgern Anne Applebaum, Salman Rushdie und Serhij Zhadan ein weiteres mutiges und wichtiges Zeichen.

Die Preisverleihung wird am 19. Oktober 2025 ab 11:00 Uhr live aus der Frankfurter Paulskirche im ZDF übertragen. 

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Titelbild: Maidan, Kiew © Alamy Stock Foto 

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