KRONE, KUNST UND KOOLNESS
DIE RESIDENZSTADT SEINER MAJESTÄT KÖNIG WILLEM-ALEXANDER IST ALS SITZ DES INTERNATIONALEN GERICHTSHOFS BEKANNT. DAHER VERMUTET MAN, DASS GESICHTSLOSE BÜROGEBÄUDE INTERNATIONALER INSTITUTIONEN DAS STADTBILD PRÄGEN. WEIT ENTFERNT. DEN HAAG IST ARCHITEKTONISCH EINE PERLE. NICHT ZUFÄLLIG IST DORT IM MAURITSHUIS DAS ORIGINAL DES VERMEER GEMÄLDES GIRL WITH A PEARL EARRING ZU SEHEN.
Für ein langes Wochenende
gefüllt mit Kunst, Kultur, Shopping und Spaziergänge am Strand ist Den Haag genau die richtige Stadt.
Möchte man nicht unbedingt in der Nordsee Baden, bietet sich die Nebensaison an. Denn mit der richtigen Kleidung kann man im Winter die Meeresluft in Ruhe genießen. Endlose breite Sandstrände laden zu ausgedehnten Spaziergängen ein, um so viel Salz, Jod, Magnesium und die kleinen Salztröpfchen der maritimen Luft wie möglich aufzunehmen, bevor man in das Homeoffice zurückkehrt.
Die Haut und die Bronchien mögen die Meeresluft und sie ist gleichzeitig ein probates natürliches Mittel bei Erschöpfungszuständen und Schlafstörungen.
Der Strand im Den Haager Ortsteil Scheveningen ist nur sechs Kilometer vom Stadtzentrum entfernt. Vergebens sucht man jedoch dort nach romantischen Fischrestaurants oder stilechten kleinen Hafenbars.
Dafür ist Scheveningen, das vom Stadtzentrum leicht mit der Straßenbahn erreichbar ist, zu stark kommerzialisiert. Ein großes Café und Restaurant nach dem anderen reihen sich dort an das ebenso vorhandene Casino. Für romantischere Einkehrmöglichkeiten muss man schon etwas weiter den Strand entlang spazieren.
SHOPPING IM SCHÖNSTEN ARCHITEKTUR-AMBIENTE
Anders in der Innenstadt von Den Haag. Hier ist man in vielen Straßen von traumhaften Herrenhäusern umgeben. Man spaziert durch lichte Alleen, wandelt durch die wunderbares Szenerie der historischen Gebäude des Regierungsviertels, überquert heitere Plätze und betrachtet staunend die vielen wunderbaren Fassaden der Häuser.
Eine Jugendstilfassade und gut erhaltende sehenswerte Treppenhäuser im Jugendstil bietet das Kaufhaus De Bijenkorf. In diesem Bienenkorb werden jedoch nicht nur Architekturfans glücklich. Im Kaufhaus De Bijenkorf sind die angesagtesten Designer Europas mit ihren Kollektionen vertreten sowie außergewöhnliche Kosmetiklinien, die man sonst eher seltener außerhalb von London findet.
Shopping in Den Haag macht Spaß, denn die guten Fachgeschäfte, denen anderenorts Franchise-Ketten oder der Online-Handel ein frühzeitiges Ende bereitet hat, hier gibt es sie noch.
Füllfederhalter werden beim königlichen Hoflieferanten Akkerman in der sehenswerten Haagse Passage seit 1910 in dritter Generation verkauft. Eine phantastische Auswahl an Kochutensilien gibt es gleich nebenan bei DOK in der gleichen, architektonisch sehenswerten lichten Passage.
Handgefertigte Hüte, jeder davon ein kleines Kunstwerk, findet man im Hut-Atelier bei Berry Rutjes.
Egal ob Sie eine Presse für die Herstellung von klassischen Terrinen oder einen High-Tech-Entsafter suchen, die Auswahl bei DOK Cookware ist ausgesprochen groß und bietet alles, was das Herz eines ambitionierten Koch begehrt. Spätestens bei der Auswahl von Küchentüchern müssen Sie entscheidungsfreudig sein, denn die Auswahl der geschätzten Hundert Variationen an Farben und Qualitäten sucht seinesgleichen.
Die Stadt, in der die Parkgebühren selbstverständlich per App bezahlt werden, bietet beim Shopping High Tech aber auch elegante Antiquitäten und cooles skandinavisches Design. Die meisten Läden sind in architektonisch sehr ansprechenden Häusern untergebracht und ausgesprochen attraktiv gestaltet, so dass der Einkauf zum Gesamterlebnis wird.
KUNSTERLEBNIS PUR
Selbst der ambitionierteste Museumsbesucher winkt mittlerweile müde ab, wenn er in einer Museumskollektion mal wieder die allzu bekannte bunte Mischung präsentiert bekommt: Von jedem berühmten Künstler, angefangen vom Mittelalter bis zur Moderne, sind ein bis zwei und oft nicht gerade die herausragenden Arbeiten, zu sehen. Masse statt Klasse.
Den Haag versteht die Kunst der Konzentration
Im ehemaligen Wohnhaus des reichen Kaufmanns Johan Maurits, des Grafen von Naussau-Siegen, der maßgeblich an der Erschließung der brasilianischen Kolonien für die Zucker-Produktion war, sind im stilechten Ambiente die niederländischen Meister des sogenannten goldenen Zeitalters wie Rembrandt, Vermeer, Fabritius, Hals und viele andere mehr zu sehen.
Die Konzentration auf die Künstler dieses Zeitalters macht die Gemäldekollektion so interessant. Man entdeckt Malerinnen dieser Zeit, die phantastische Stil-Leben geschaffen haben und kann sich allein in der Darstellung der Stoffe und des Schmucks der berühmten Portraits reicher Kaufleute und Adeliger stundenlang verlieren.
Schweift der Blick durch die Fenster des Mauritshuis nach außen, sind die historischen Bauten des Regierungsviertels und ein Teil der ehemaligen Grachten zu sehen. Ein Fest für die Augen und die Seele, bis hin zum stilvoll-modern eingerichteten Restaurant und Café des Museums.
Auf zeitgenössische Kunst hingegen konzentriert sich das Museum Voorlinden im nahegelegenen vornehmen Waasenaar, dem Wohnort der holländischen Königsfamilie. Neben dem klaren, modernen Museumstrakt gibt es ein Herrenhaus, in dem das Restaurant des Museums untergebracht ist. Dazwischen liegt ein Garten, der vom berühmten Gartenarchitekten Piet Oudolf gestaltet wurde.
Für Liebhaber seiner modernen niederländischen Art der Gartengestaltung, die auch auf der High Line in New York und bei wichtigen Galerien in der Countryside von England bewundert werden kann, ist allein der Gang durch den Garten die Reise nach Waasenaar wert.
KULINARISCHES KOLONIALERBE
Bis heute sind die Niederländer führend in vielen maritimen Industrien. So finden die besonderen Fähigkeiten der früheren mächtigen Seefahrernation ihre moderne Anwendung in Zeiten des Klimawandels.
Die 1602 gegründete Niederländische Ostindien-Kompanie, ein Zusammenschluss niederländischer Kaufmänner und im 17. und 18. Jahrhundert eines der größten Handelsunternehmen, das zeitweilig bis zu 4.700 Schiffe unter Flagge hatte, entschied sich, das Hauptquartier der Handelsschifffahrt in Batavia, der heutigen indonesischen Hauptstadt Jakarta anzusiedeln.
Die Niederländische Ostindien kontrollierte über viele Jahre den Gewürzhandel von Hinterindien nach Europa.
Nach dem zweiten Weltkrieg sind viele niederländische Expatriats aus den früheren Kolonien, wie zum Beispiel Indonesien, zurückgekehrt. Die politischen Unruhen, die mit der Unabhängigkeit der Kolonien verbunden waren, haben viele weitere Auswanderer aus Indonesien, Sri Lanka und den Molukken in die Niederlande gebracht.
In Den Haag hat sich ein Zentrum der indonesischen Küche entwickelt. Eine Reihe indonesischer Restaurants, wie das Keraton Damai in der Groot Hertoginnelaan 57 serviert ausgezeichnete indonesische Gerichte, so dass eine Tischreservierung ratsam ist.
In die Zeit der Kolonien fühlt man sich, zumindest was das Ambiente anbelangt, zum High Tea im Hotel Des Indes versetzt. Aber auch hier ist der Mix zwischen Historie, Tradition und Moderne gelungen. Der Service ist formell gekleidet, aber locker. Elegant gekleidete Damen genießen ihren Tee neben Hipstern in Jeans und ärmellosen T-Shirts, die ihre Tätowierungen besonders gut zur Geltung kommen lassen.
Ein langes Wochenende in Den Haag bedeutet entspannter Genuss mit Qualität für die Augen, den Magen, die Seele und die Bronchien.
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