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“HOW WE BREAK” – WIE WIR ZERBRECHEN.

“HOW WE BREAK” – WIE WIR ZERBRECHEN.

 

 

Was das Leben mit uns macht und was wir daraus machen. Der GM Buchtipp.

Bei den meisten von uns, so der Autor Vincent, Deary, sind es keine großen Ereignisse, die uns zu schaffen machen, sondern viele kleine Ereignisse zur gleichen Zeit

Ein leises intelligentes Buch – kein lauter Ratgeber

Die Stärken dieses Buches: Ein intelligenter Text mit vielen Querverweisen, für jeden verständlich formuliert, der beschreibt, wie wir zerbrechen.

Der Autor, Vincent Deary, Psychologe, Professor an der Northumbria Universität in Newcastle, meint, wir zerbrechen alle. Früher oder später. Aus seiner beruflichen Praxis in einer englischen NHS Klinik für Erschöpfungszustände (Fatigue) kennt er die sehr unterschiedlichen Persönlichkeiten der Patienten.

Den Weg zum Zerbrechen beschreibt er anschaulich als zunächst leichtes innerliches Zittern. Ausgelöst wird das Zittern von einer Vielzahl von Ereignissen, die in einem relativ kurzen Zeitraum parallel auftreten.

Was führt dazu

Jedes Ereignis für sich ist bei den meisten von uns kein außergewöhnlich großes Unglück oder ein Trauma. Die Addition der Ereignisse ist entscheidend.

Angefangen vom negativen Grundrauschen der gesellschaftlichen und politischen Ereignissen, dazu vielleicht ein Vorgesetzter, der keinerlei Empathie oder Respekt zeigt und/oder die Krankheit eines Angehörigen — die entscheidende Summe ist mit einem Mal erreicht.

Zumal wir im Verlauf unseres gesamten Lebens kontinuierlich Stimmungen und Eindrücke aufnehmen sowie Erlebnisse speichern.

Irgendwann ist der Speicher voll und es kommt zum Zusammenbruch, der in einer ernsthaften Krankheit enden kann, aber nicht muss.

Typisch ist die Reaktion des Rückzugs. Hobbys oder andere Aktivitäten, die zuvor Freude gemacht haben, verlieren an Reiz und stellen kein Vergnügen mehr da. Man spürt, dass eine Grenze erreicht ist und viele Menschen ziehen sich in diesem Moment bewusst oder unbewusst zurück. Bei vielen langt der Rückzug, um nicht zu zerbrechen. Manche ziehen sich für lange Zeit oder für immer zurück.

Eine Chance der Neuorientierung

Das Zerbrechen stellt auch eine Chance dar, das eigene Leben zu ändern. Aber auch hier bleibt der Psychologe Deary angenehm realistisch. Von ihm hört man nicht “Alles ist möglich” sondern er konstantiert, dass nichts für uns Menschen schwieriger ist, als uns zu ändern. Der Wunsch allein genügt meist nicht, ein Zerbrechen kann ein Fenster zum Wandel öffnen.

Warum empfehlen wir dieses Buch?

„How we break“ ist kein simples Ratgeberbuch zur Selbstoptimierung. Es ist ein lebendig geschriebenes, intelligentes Fachbuch für den Laien, der wichtige Zusammenhänge aufzeigt, aus denen sich lernen lässt.

Der Autor erläutert Lebensläufe, bei denen ein Zerbrechen erfolgte, anhand von Persona, die er im Verlauf seiner klinischen Praxis kennengelernt hat.

Ausführlich beschreibt er seine Mutter Isobelle, die über Jahrzehnte hinweg nicht verkraften konnte, den aus ihrer Sicht falschen Lebensweg gewählt zu haben und daran zugrunde gegangen ist, sowie seine eigenen Ängste sich mit fremden Menschen unterhalten zu müssen.

Die Beispiele machen das Buch sehr lebendig und anschaulich, ohne dass es ein reines Buch von Fallstudien wäre.

Trilogie

Siehe auch

„How we break“ ist Teil einer geplanten Trilogie. Der erste Teil lautete „How we are“. Das Buch ist nicht Voraussetzung, das vorliegende Buch zu verstehen. Der Autor versucht eine Zusammenfassung des ersten Teils der Trilogie auf den ersten sechzig Seiten. Bis dahin hätten wir das Buch schon beinahe auf die Seite gelegt und es nicht weiterempfohlen.

Aber ab Seite 61 spielt das Buch seine Stärken aus und bleibt bis zum Schluss spannend. Am Ende listet der Autor einige aus seiner Sicht wichtige Fragen auf, mit denen sich zu beschäftigen lohnt, um einzuschätzen, welche Ereignisse uns in welchem Umfang beeinflussen. Faktoren wie unsere Einstellung zur Arbeit, die Freude, die wir aus unserem unmittelbaren lokalen Umfeld ziehen können und vieles anderes mehr.

Teil III erscheint hoffentlich bald

Der dritte Teil der Trilogie lautet „How We Mend“. Das kann man als Cliffhanger verstehen, denn wen interessiert es nicht, was wir tun können, um das Zittern wieder zu beruhigen und zu heilen.

Allein die Beschäftigung mit dem Thema, wie wir zerbrechen, hat bereits einen therapeutischen Effekt. Wir erkennen in den Personen und ihren Themen uns und unser Umfeld. Allein das lohnt die Investition in das Buch, dem wir viele Leser wünschen. Der sachliche, zurückhaltende Autor, der seine Arbeit vor seine Person stellt, hat es verdient.

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Fotografie © GloriousMe

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