Was suchen wir wirklich, wenn
wir auf Reisen gehen
Immer wieder packt uns die Sehnsucht und wir beginnen endlos durch
Portale zu surfen, um die nächste Reise zu planen. Aber was suchen wir wirklich? Wollen wir reisen oder ankommen?
Die Bilder von Strand, Sonne und Meer, Bergen oder Stadtpanoramen scheinen genau das zu versprechen, was wir suchen und wonach wir uns im Moment sehnen.
Sie versprechen einen Kontrapunkt zum Alltag, der im Moment vielleicht gerade besonders grau, kalt, mit intensiven Anforderungen von allen Seiten oder nach denselben Mustern abzulaufen scheint.
Sind wir uns wirklich im Klaren darüber, was wir wirklich suchen?
Der französische Philosoph Michel de Montaigne meint dazu:
„Wenn man mich fragt, warum ich reise, antworte ich: Ich weiß wohl, wovor ich fliehe, aber nicht, wonach ich suche“
Und finden wir das, was wir suchen tatsächlich in einer der Kategorien, die ein Reiseveranstalter oder ein Hotelportal für praktikabel hält?
Wollen wir der Empfehlung eines Reiseführers folgen, der mit Autorität verkündet, was sich lohnt in 24 Stunden, an einem langen Wochenende oder in einer Woche anzusehen und glauben wir, damit individuell zu reisen?
Denn individuell sind unsere Wünsche, die der Grund für unsere Sehnsucht nach einer Auszeit sind.
Wechseln wir nur Urlaubsstress gegen Alltagstress?
Der Wunsch nach Sonne, die uns wärmt und alle Muskel lockert, die nach endlosen Videokonferenzen und Autofahrten zu einer einzigen schmerzhaften Verspannung zusammengewachsen zu sein scheinen, ist nachvollziehbar.
Ist der Ort, an den wir zu reisen planen, jedoch tatsächlich der Ort, an dem wir entspannen können oder wechseln wir vom Alltagsstress in den Urlaubsstress?
Brauchen wir Entertainment, Strandverkäufer oder Animatoren? Sehnen wir uns tatsächlich nach dem maximalen Angebot an Kursen und neuen Selbsterfahrungen oder wäre eine schlichte Sonnenliege in einer einsamen Landschaft, die ansonsten so langweilig ist, dass niemand darüber berichten würde, genau das Richtige?
Was habt Ihr im Urlaub gemacht?
Erfüllen wir mit der Wahl unseres Reiseziels schon während der Planungsphase die spätere perfekte Antwort auf die Frage: Wie war der Urlaub?
Ist die Wahl des Urlaubslandes ein weiterer Mosaikstein, um das Image von uns selbst weiter zu komplettieren?
Ein ehrlicher Blick in unser Innerstes zeigt uns womöglich das, wonach wir suchen , was unserer Seele gut tut. Vielleicht ist es ein staubiger Ort mit Blick auf ein Betonwerk in Apulien, der nichts an Abwechslung bietet und uns zur Ruhe kommen lässt.
Vielleicht sind es langsame Fahrten durch verlassene Städte, die uns die Fragilität des Lebens vor Augen führen und uns damit schätzen lassen, was wirklich wichtig ist.
Vielleicht sind es Wanderungen durch eine fremde asiatische Metropole, deren Sprache wir nicht beherrschen, bewusst ohne Reiseführer, die Top-Ten Attraktionen missachtend, dafür aber mit dem Erfolgserlebnis, im Straßengewirr allein zurechtgekommen zu sein und die Wohltat des Lächelns, das uns der Teeverkäufer schenkt?
Die Frage, die es zu beantworten gilt: Möchten wir reisen oder möchten wir ankommen?