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DIE SCHWEIZ UND BELGIEN. DIE ZWEI SCHOKOLADENKÖNIGE.

DIE SCHWEIZ UND BELGIEN. DIE ZWEI SCHOKOLADENKÖNIGE.

Schokoladen Haute Couture oder Prêt-à-porter

Die Schweiz ist für ihre Schokolade bekannt, die Belgier für ihre Chocolatiers. Dabei wurde die Praline in Frankreich erfunden.

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Belgien und die Schweiz spielen die Hauptrollen bei Schokolade

Belgien ist bekannt für seine Chocolatiers, die Schweiz für seine Schokolade. Beide Ländern haben eine lange Schokoladen-Tradition. Der Schweizer Jean Neuhaus wanderte nach Belgien aus und offerierte in seiner dortigen Apotheke kakaohaltige Produkte, die er bisweilen auch dazu nutzte, bittere Pillen zu versüßen. Sein Enkel Jean Neuhaus begann erstmals Pralinen in kleinen Serien zu produzieren.

Seiner Ehefrau tat es im Herzen weh, wenn diese Köstlichkeiten in den damaligen Papiertüten beim Transport zu Bruch gingen. Sie erfand eine Pralinenschachtel, in der die empfindlichen Pralinen bruchfest transportiert werden konnten, deren Grundelemente bis heute bei guten Chocolatiers im Einsatz sind.

Die Praline kommt aus Frankreich – natürlich

Pralinen wurden erstmals vom französischen Koch César de Choiseul, für den Grafen von Plessis-Praslin herstellt. Der Koch benannte die süßen Köstlichkeiten nach seinem Dienstherren Praslins, davon leitet sich das Wort Praline ab. Jean Neuhaus ist jedoch weithin der bekanntere Erfinder der Praline.

In Belgien entstanden daraufhin eine Reihe von Schokoladenunternehmen. Diesen gelang es beim damaligen König Leopold erfolgreich Lobbyismus zu betreiben und ihn zu veranlassen in der damaligen belgischen Kolonie Kongo Kakaobohnen anzubauen. Damit wollte man die Abhängigkeit vom südamerikanischen Kakao reduzieren.

Kolonialismus und Schokolade sind eng miteinander verbunden. Der Spanier Cortez hatte 1528 den Kakao, mexikanischen Pfeffer und tahitische Vanille von seinen Eroberungszügen nach Spanien mitgebracht. Da Belgien zu dieser Zeit zum Königreich von Spanien gehörte, hatten die Belgier sehr frühzeitig Zugriff zur Schokolade.

Belgien nutzten diesen Zeitvorsprung. Bis heute gibt es eine Reihe erfolgreicher Chocolatiers in Belgien, die vor allem im Luxussektor weltweit den Markt dominieren. Einige der bekanntesten Schokoladenhäuser wie Godiva, Guylian und Galler gehören heute ausländischen Investoren, deren Kapital dafür eingesetzt wurde, Auslandsmärkte wie China, Japan und die USA erfolgreich zu erschließen.

Godiva gehört mittlerweile zur türkischen Holding Yildiz (leider wurde mit diesem Eigentümerwechsel auch unsere Lieblingspraline mit der köstlichen Rum-Marzipanfüllung gestrichen), Guylian gehört einer Gruppe aus Südkorea und Galler ist im Besitz der königlichen Familie von Quatar.

Jedem Land seine Schokolade

Die Schokoladenherstellung ist länderspezifisch. Die Mehrzahl der belgischen Schokoladenproduzenten hat sich beispielsweise zu einem Kodex verpflichtet, der andere Fette als die der Kakaobohne ausschließt.

Die Europäische Regulation lässt bis zu 5 Prozent anderer (in der Regel günstigerer) Fette zu. Wer Schokoladenriegel in England oder den Vereinigten Staaten von Amerika probiert, merkt schnell, dass der Geschmack sehr unterschiedlich ist im Vergleich zur Schokolade aus Belgien oder der Schweiz.

Wow!

Der weltweit größte Schokoladenbrunnen steht in Zürich

Im September diesen Jahres wurde am Schokoladenplatz 1 in Kilchberg, Zürich, das Home of Chocolate, ein Erlebnisraum zur Geschichte und Herstellung der Schokolade des Unternehmens Lindt & Sprüngli AG eröffnet. Hundert Millionen Franken wurden in das neue Schokoladenhaus investiert, das von renommierten Museumsarchitekten entworfen wurde.

Im Atrium wurde mit über 9 Metern Höhe der wohl weltgrößten Schokoladenbrunnen in Form eines Schneebesen platziert. Was einer Jeff Koons Skulptur ähnelt, soll daran erinnern, dass in der Schweiz die erste Conchiermaschine für Schokolade vom Berner Rudolphe Lindt 1879 erfunden wurde. Das Conchieren – ein Veredelungsprozess, bei dem die Schokolade bis zu 24 Stunden entlang einer bestimmten Temperaturkurve gerührt wird – verleiht der ansonsten eher harten Schokolade Glanz und weichen Schmelz.

Siehe auch

Die feinen Unterschiede zwischen der AG und dem Familienunternehmen

Rodolphe Lindt gründete mit Rudolf Sprüngli die Lindt & Sprüngli AG. 1892 teilte Rudolf Sprüngli das Unternehmen unter seinen beiden Söhnen auf. Johann Rudolf erhält die Schokoladenfabrik, die heutige Lindt & Sprüngli AG, während David Robert die Konditorei erhält, die unter Confiserie Sprüngli als handwerkliches Familienunternehmen firmiert.

Confiserie Sprüngli ist für feine Trüffel und Maccarons (Luxemburgerli) verantwortlich, während Lindt im Mengenmarkt positioniert ist und damit 2017 weltweit einen Umsatz von 4,1 Milliarden Schweizer Franken erwirtschaftete, in der Markenkommunikation jedoch das Image des Meister-Chocolatiers in weißer Uniform und Kochmütze aufrecht erhält.

Der Wallfahrtsort von GloriousMe

Schokolade benötigt, wie viele Produkte, konstante Innovation. Als Genuss-Puristen bedauern wir dennoch sehr, dass das wunderschöne Jugendstil Café der Confiserie Sprüngli am Paradeplatz in Zürich, über Jahrzehnte der Wallfahrtsort von GloriousMe, um heiße Schokolade zu trinken und die Truffes du Jour zu genießen, mittlerweile auch Quinoa Salat und Hamburger anbietet. Für uns ist allein der Geruch anderer Speisen mit feiner Schokolade nicht vereinbar.

Die Schweizer Schokoladenindustrie legt Wert auf den Schutz der Marke Schweizer Schokolade, für die nur fertig conchierte Schokolade oder Schokoladenmasse verwendet werden darf, die vollständig in der Schweiz aus Kakaobohnen, Kakobutter, Zucker und gegebenenfalls Milch hergestellt wurde. Die Globalisierung hat auch vor der Schweizer Schokolade nicht Halt gemacht. Suchard, gegründet vom Schweizer Zuckerbäcker Philippe Suchard ging zunächst in Jacob Suchard auf und wurde 1990 an das amerikanische Unternehmen Kraft verkauft. Seit der Teilung des Unternehmens Kraft firmiert das Schokoladengeschäft unter Mondelez.

Das Matterhorn steht in der Schweiz. Die Toblerone hat ihre Heimat jedoch schon lange nicht mehr aus der Schweiz

Dass Milka und Toblerone nun Marken des amerikanischen Unternehmens Mondelez sind, wäre wohl kaum einem Konsumenten aufgefallen, hätte Mondelez nicht angesichts des fallenden englischen Pfunds und steigender Rohstoffpreise entschieden, die Toblerone in England mit weniger “Gebirgszügen” anzubieten.

Dieses emotionale Thema wurde von vielen Zeitungen als ein Sinnbild des drohenden Brexit aufgegriffen: Mehr Täler als Höhen. In diesem Zusammenhang wurde in vielen Berichten darauf hingewiesen, dass Toblerone nicht mehr aus der Schweiz stammt, wie die meisten Schokoladenliebhaber dachten, die gerne die riesigen Toblerone-Tafeln als typisch Schweizer Souvenir, dessen Form an das Matterhorn erinnert, im Duty Free Shop erstanden.

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