Leiser, lauter und bisweilen effektiver als Worte es sein können – Broschen.
Die wirklich einflussreichen Frauen der Welt nutzen Broschen, um wichtige und heikle Themen zur Sprache zu bringen
Die Vorsitzende der Russischen Zentralbank
Elvira Nabiullina, die Vorsitzende der Russischen Zentralbank, wählt ihre Broschen für Kameraauftritte mit Bedacht aus. Das jeweilige Motiv der Brosche unterstreicht die Maßnahmen und Ziele der Russischen Zentralbank, die sie in ihrer Rede verkündet.
Mit Symbolen wie einer Falken oder einer Regenwolke signalisiert sie die Stimmungen der Zentralbank zu Zinssatz- und Inflationsentwicklungen.
Als die Kamera am Montag, den 28. Februar 2022 über Elvira Nabiullina schwenkte, die mit aschfahlem Gesicht am Ende des mittlerweile berühmten überdimensional langen Tisches saß, an dessen Kopf Wladimir Putin seine Befehle erteilt, konnte das Kamerabild auf der komplett schwarzen Kleidung der Zentralbankchefin keine Brosche erkennen.
Am Tag zuvor waren als Protest gegen den Krieg in der Ukraine massive Sanktionen der Europäischen Allianz verkündet worden, der Rubel befand sich daraufhin im freien Fall und verlor 28 Prozent seines Wertes vom Vortag.
Für professionelle Beobachter der Zentralbankentscheidungen wie die Financial Times und viele Ökonomen und Analysten war das Fehlen der Brosche ein ebenso aufschlussreiches Zeichen.
An diesem Tag war nur noch Schwarz zu sehen, diese Entwicklung ließ sich offenbar nicht mehr in Schmuckform ausdrücken.
Glanz in einer dunklen Welt
Der 8. Mai 1945 steht für das offizielle Ende des zweiten Weltkrieges. Die bedingungslose Kapitulation der deutschen Wehrmacht, die tags zuvor von den alliierten Streitkräften in Reims unterzeichnet worden war, wurde am 8. Mai 1945 in Berlin, im heutigen Deutsch-Russischen Museum, gegengezeichnet.
Der Krieg war damit beendet.
In England wird der Tag als VE-Day gefeiert. Die Abkürzung VE steht für Victory in Europe. Zahlreiche öffentliche und private Veranstaltungen finden traditionell in England an diesem Tag statt.
Im Jahr 2020, dem Jahr des 75-jährigen Jubiläums des VE-Days, blieben, mitten im COVID- Lockdown, nur Kameras und Bildschirm zur Kommunikation.
Her Majesty the Queen würdigte den VE-Day mit einer Fernsehansprache, in der sie an vielen Stellen an ihren Vater König George VI und an dessen Radioansprache zum ersten VE-Day erinnerte.
Sie beschrieb auch den Jubel am VE-Day 1945 als sie zusammen mit ihren Eltern, ihrer Schwester Margaret und dem damaligen englischen Premierminister Winston Churchill von einem Balkon des Buckingham Palace in eine riesige Menschenmenge blickte, die unendlich erleichtert war, dass der Horror des zweiten Weltkrieges ein Ende gefunden hatte.
Zur Fernsehansprache trug Her Majesty the Queen ein glanzvolles Broschen-Ensemble: Mit Aquamarinen und Diamanten besetzte Broschen im Art Deco Stil, die sie von ihrem Vater, König George VI zu ihrem 18. Geburtstag im Kriegsjahr 1944 geschenkt bekommen hatte.
Der strahlende Glanz dieser Broschen setzte damals wie heute ein hoffnungsvolles Zeichen, dass sich Freiheit gegen Diktatur am Ende in Europa durchgesetzt hat.
Die funkelnden Broschen brachten zugleich Eleganz in die Wohnungen des Königreiches, in einer Zeit, in der wir noch dachten, Corona sei das Schlimmste, was uns widerfahren könne.
Die Kernbotschaft ihrer Rede: „Never give up“, auch im zweiten Weltkrieg waren “die Aussichten düster und der Ausgang ungewiss”.
Renaissance des wirkungsvollen Accessoires
Viele Jahre führten Broschen ein Schattendasein und waren älteren eleganten Damen vorbehalten, die das Haus bei wichtigen Anlässen nie ohne eine Brosche verließen.
Antiquitätenhändler und Flohmärkte sind daher eine gute Quelle faszinierende Broschen zu erwerben.
Droomfabriek de Root & de Jong, ein Händler aus Amsterdam, der sich auf Vintage Costume Jewelry spezialisiert hat, bietet Broschen, die eine aktuelle Garderobe in ein individuelles Outfit mit zeitloser Eleganz verwandeln können auch online ein.
Die vielseitige Verwendbarkeit spricht für die Brosche: Eine legere Jeansjacke wird durch eine elegante Brosche geadelt, ein schlichtes elegantes Kleid erhält mit einer Brosche eine interessante Note..
In den aktuellen Schmuckkollektionen kann man ein Comeback dieses Accessoires beobachten: Das Design oft laut und selbstbewusst. Ein Statement.
Auf dem Parkett der Weltpolitik
Für Madeleine Albright, die ehemalige US-Außenministerin, sind ihre zahlreichen Broschen zum Markenzeichen auf dem diplomatischen Parkett geworden. Die gebürtigen Tschechin war als Kind mit ihren Eltern zunächst vor den Nationalsozialisten und dann vor den Kommunisten in die USA geflüchtet.
In ihrer Funktion als Außenministerin und Beraterin des jeweiligen Präsidenten im Hinblick auf die Strategie der USA war ihr in schwierigen außenpolitischen Situationen, von denen sie eine ganze Reihe erlebt hatte (Iran, Irak, Russland, Naher Osten um nur einige Schauplätze zu nennen) die detaillierte Analyse des jeweiligen historischen Kontextes immer wichtig.
„Good versus evil is no strategy“
lautet eine ihrer Maximen.
Mit ihren Broschen schuf sie geschickt einen Anknüpfungspunkt um das Eis zu brechen, bevor es mit Diktatoren oder anderen mächtigen Männern zu den drängenden Themen der Weltpolitik ging.
Sie beschreibt in ihren Erinnerungen, dass ein schwieriges Gespräch öfter als mancher Außenstehende denkt, tatsächlich mit einem Smalltalk zum aktuellen Wetter oder mit einem Kompliment zur Krawatte des Gegenübers startet.
In manchen Situationen, so Madeleine Albright, komme man nicht mit der Sprache der Diplomatie aus, sondern müsse klare, eindeutige Worte finden.
Letztere, so musste sie erfahren, sind jedoch dem jeweiligen Präsidenten vorbehalten.
Nichts sehen, nichts hören, nichts sagen
Als Madeleine Albright zur Zeit des Kriegs in Tschetschenien, in dem es zu zahlreichen Gräueltaten kam, gemeinsam mit dem damaligen US Präsidenten Bill Clinton Wladimir Putin zu einem Gespräch traf, trug sie eine Brosche auf dem die bekannten drei Affen, die „nichts sehen, nichts hören und nichts sagen“ zu sehen waren.
Ein Symbol, das auf ein japanisches Sprichwort zurückgeht und den Umgang mit dem Bösen signalisiert.
Read my Pins
In ihrem Buch „Read my Pins“ beschreibt sie, dass Wladimir Putin zu Präsident Clinton einmal bemerkte, er wüsste mit einem Blick auf ihre jeweilige Brosche, wie das anschließende Meeting wohl verlaufen würde. In diesem Fall sprach er sie direkt an, was die Affen denn bedeuten sollten.
Als sie antwortete, dass sie damit die russische Haltung zum Tschetschenien Krieg beschreiben wollte, war die Gegenreaktion von Wladimir Putin heftig und ihr Chef, der damalige US Präsident Clinton reagierte wütend, weil er der Meinung war, ihre Antwort wäre anmaßend gewesen und hätte den Start der Verhandlungen erschwert.
Als Madeleine Albright, vor einigen Jahren gefragt, welche Brosche sie denn heute zu einem Treffen mit Wladimir Putin tragen würde, war ihre Antwort: Ich würde eine Brosche tragen, die die amerikanische Flagge so groß wie möglich darstellte, um auf diese Weise die Größe der amerikanischen Werte und die Macht der Vereinigten Staaten von Amerika zum Ausdruck zu bringen.
Titelbild | Diamantblumenbrosche von George III bei einer Auktion Christies in London © PA Images Alamy
Churchill mit der königlichen Familie am VE Day am 8. Mai 1945 © CBW Alamy Stock Foto
Madeleine Albright, 2016 in Philadelphia © Mark Reinstein Alamy Stock Foto