Taking the work
out of networking
„Der Ratgeber einer introvertierten Person, wertvolle Kontakte zu knüpfen“ –
lautet der Untertitel dieses Buches. Damit ist die Autorin nicht alleine,
denn gleich zu Beginn des Buches beschreibt sie, dass viele Menschen
bereits beim Wort Netzwerken ein großes Unwohlsein ergreift.
Karen Wickre ist Journalistin und war als Redakteurin viele Jahre bei Twitter und Google tätig. Sie ist mit dem Silicon Valley wohl vertraut, entspricht mit 68 Jahren jedoch nicht dem üblichen Klischee der Mitarbeiter in Social Media Unternehmen.
Firmenfeiern vermeidet sie lieber und sie fühlt sich unwohl, sich in ein Gespräch hineinzudrängen oder extensiv über ihre Person zu sprechen. Gleichwohl ist sie an Menschen interessiert, liebt es, im Gespräch mehr über sie zu erfahren und hat neben ihren Jobs bei Twitter und Google jahrelang als Freelancer erfolgreich gearbeitet.
Offen gibt sie zu, dass sie sich bei einer Veranstaltung am meisten darauf freut, wieder nach Hause zu gehen und allein sein zu können.
Bezeichnend sind die Gründe, die sie gleich zu Beginn ihres Buches als Ergebnis einer Recherche aufführt, warum die meisten Menschen Netzwerken schlichtweg hassen:
„Netzwerken wird als unehrlich empfunden“
„Der Zwang, oberflächliche Konversationen mit jemandem zu führen, den man vermutlich danach gleich wieder vergessen wird, mit dem ausschließlichen Ziel, unter Vorgabe eines persönlichen Interesses, Information zu erfahren, die man im Anschluss möglicherweise geschäftsmäßig nutzen könnte.“
Die Alternative zum Networking-Superstar
Als Meister des Netzwerkens wird derjenige angesehen, der es mit scheinbarer Leichtigkeit schafft, den Raum einer Versammlung oder Feier gezielt von vorne bis hinten durchzuarbeiten, um alle wichtigen oder vermeintlich wichtigen Anwesenden gezielt zu kontaktieren, Visitenkarten auszutauschen um dann die Veranstaltung lange vor ihrem Ende zu verlassen und zum nächsten Event zu eilen.
Ihn oder sie haben wir alle schon beobachtet und vielleicht sogar beneidet. Das könnte sie niemals, sagt Karen Wickre und hält dennoch ein Plädoyer für das Netzwerken, das aus ihrer Sicht unabdingbar ist, in einem Arbeitsleben, das immer mehr Jobwechsel, Umzüge und Unsicherheiten mit sich bringt.
Aus ihrer Sicht zeigen introvertierte Menschen in der Regel größeres Interesse an ihren Mitmenschen und sind daher besonders gut geeignet, ein Netzwerk an Kontakten aufzubauen, das ihnen in einer wichtigen Situation den entscheidenden Hinweis, einen wichtigen Rat oder einen Kontakt für eine neue berufliche Situation öffnen kann.
Die wichtigste Voraussetzung zum erfolgreichen Netzwerken ist aus ihrer Sicht das Interesse an anderen Menschen.
Ihre Tipps sind einfach:
Beginnen Sie damit, Ihrem Gegenüber Fragen zu stellen.
Zeigen Sie Interesse am anderen und versuchen Sie im Gespräch mehr Hintergründe zu dem zu erfahren, was sie zuvor über die Person recherchiert haben.
Die wichtigen Filter der Sozialen Medien
Und hier taucht zum ersten Mal in ihrem Buch das wichtigste Instrument zum Netzwerken für Introvertierte auf: Das Internet und die Sozialen Medien. Nicht überraschend, angesichts ihrer Arbeit im Silicon Valley.
Der Ansatz von Karen Wickre unterscheidet sich jedoch elementar von oberflächlichen Klicks und Schnelllebigkeit, den überwiegenden Charaktereigenschaften mit denen viele Soziale Medien assoziert und vielfach genutzt werden. Sie empfiehlt einen langfristigen Ansatz sowie Offenheit gegenüber neuen Kontakten und meint damit folgendes:
Seien Sie offen
Oft sind es eher die ungewöhnlichen Kontakte, die über Zeit (oder über vier Ecken) zu einem Erfolg führen. Sie empfiehlt daher, möglichst offen in alle Richtungen zu sein und durchaus die ein oder andere Tasse Kaffee in das Kennenlernen eines Kontaktes zu investieren, der zu Beginn so gar nicht in das eigene Schema zu passen scheint.
Auch ein negatives Erlebnis hilft weiter
Vielleicht sammelt man mit einem negativen Erlebnis relativ früh die Erfahrung, was man nicht möchte, beispielsweise in welcher Branche man nicht tätig sein möchte oder in welchem Verein man keine Freunde finden wird. Gleichzeitig mildert sich mit dieser Einstellung der Erwartungsdruck, der viele davon abhält, es überhaupt mit dem Netzwerken zu versuchen.
Seien Sie hilfsbereit
Karen Wickre plädiert dafür, bei Anfragen aller Art zunächst immer hilfreich zu sein, anstatt sie zu ignorieren oder mit einem Satz abzuschmettern. Gleichzeitig empfiehlt sie, genau darauf zu achten, wie der andere damit umgeht.
Die Autorin rät, jemanden, der Ihre Hilfsbereitschaft nur ausnutzt, aber nichts im Gegenzug tut, oder Sie nicht mal über den Fortgang oder Erfolg Ihres Rats oder Ihrer Weiterempfehlung informiert, sofort aus Ihrem Umfeld (und Adressverzeichnis) zu streichen.
Vergessen Sie nie das Wort Danke
Vieles von dem, was Karen Wickre in ihrem Buch beschreibt kostet Zeit, das kostbarste Gut, das wir alle besitzen. Daher ist es verständlich, dass aus ihrer Sicht ein Dankeschön das Mindeste ist, was jeder beim erfolgreichen Netzwerken erwarten kann und wozu sich jeder im Gegenzug die Zeit nehmen sollte.
Das gute alte Kaffee-Trinken oder „Walk-And-Talk“ in New York City
Die elektronische Verbindung ist für die Autorin eine wichtige Hilfsfunktion zum Filtern. Bei positiver Erfahrung, oft über eine ganze Zeit lang hinweg über elektronische Medien, ist nichts so wichtig, wie das persönliche Kennenlernen und sei es auch nur für die berühmte Tasse Kaffee oder einen kurzen gemeinsamen Spaziergang.
Nicht immer entwickelt sich aus einem persönlichen Kontakt eine jahrelange Zusammenarbeit in der gleichen Firma — aus Sicht von Karen Wickre die stabilste Verbindung, oft über Jahrzehnte hinweg, denn „wer einmal gemeinsam im Schützengraben lag“, dennoch ist das persönliche Treffen ein wichtiger Teil des Netzwerkens.
Kontaktpflege ist dann leicht und wichtig, wenn man sie nicht braucht
Karen Wickre empfiehlt, über viele Jahre in Kontakt zu bleiben. Nicht mit enormem Aufwand, sondern eher in lockerer, aber immer hilfsbereiten Art. Sie selbst nutzt nahezu jeden Morgen und jeden Abend für die Pflege ihrer Kontakte, die Beantwortung von Anfragen und dafür, Kontakte zwischen zwei bislang fremden Personen zu schaffen.
Kontaktpflege ist dann leicht und wichtig, wenn man sie nicht braucht. Aber, sie ist die wichtige Voraussetzung dafür, dass Netzwerken auch wirklich zu einem Ziel führt, in dem Augenblick, in dem es notwendig ist. Ihr Mantra lautet „You have to build it when you don’t need it“.
Ohne Fleiss kein Preis
Das GloriousMe Urteil lautet: Sehr lesenswert, für alle, die glauben, auf Netzwerken verzichten zu können und für introvertierte Menschen, denen das „Bearbeiten eines Raumes“ ein Graus ist. Aber auch für alle, die meinen, so beschäftigt zu sein, dass sie keine Zeit dafür erübrigen können. Aus Sicht der Autorin tendieren vor allem Frauen dazu, das Netzwerken zu vernachlässigen.
Die Autorin gibt sehr detaillierte Tipps und Anregungen, wie die einzelnen Social Media Netzwerke wie LinkedIn, Twitter, Instagram etc. zu nutzen sind, was sie können und was sie nicht können.
Ihre Empfehlungen beschränken sich nicht nur auf die Sozialen Medien sondern sie beschreibt auch, welche Taktiken auf Kongressen oder Firmenveranstaltungen hilfreich sind, bis hin zu konkreten Formulierungen, die man als Anregung verstehen kann.
Dafür muss man sich jedoch die Zeit nehmen, die 192 Seiten des Buches zu lesen. Doch selbst das Quellenverzeichnis ist bei diesem Buch interessant und spricht dafür, dass die Autorin auch praktiziert, was sie selbst empfiehlt: Ohne Fleiss kein Preis.
Die Karriere der Autorin im Silicon Valley, sie beschreibt auch ihre Rückschläge in konjunkturellen Abschwüngen, ihre Erfolge und die daraus gewonnenen Erfahrungen machen die realistischen und hilfreichen Ratschläge in diesem Buch lesenswert, sowohl für Berufsanfänger als auch die Fifty-Pluses. Für beide hat sie am Ende des Buches noch spezifische Ratschläge parat.
Lassen Sie GloriousMe (contact@gloriousme.net) gerne wissen, ob Sie diese Buchrezension hilfreich fanden. Vielen Dank.
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