Das neue Gewicht halten und schlank bleiben
Der Autor kennt, wovon er spricht: Der Schweizer Arzt Bernhardt Rinderknecht hat 50 Kilogramm abgenommen und hält das neue Gewicht seit Jahren
Abnehmen ist schwer genug
Der Schweizer Gynäkologe Dr. med. Rinderknecht hat drei Jahre lang gebraucht, um 50 Kilogramm abzunehmen. Er ist überzeugt, dass die meisten anderen Menschen dies ebenso (ohne einen operativen Eingriff) schaffen können.
Sein Buch “Schlank werden. Schlank bleiben. Ein Arzt im Selbstversuch” ist kein Ratgeber zum Abnehmen sondern zeigt Wege auf, wie es gelingt, das neue Gewicht zu halten.
Sollten Sie mit Blick auf den kommenden Sommer Ihr Traumgewicht bereits erreicht haben, ist dieser schlanke Band als Erinnerung hilfreich.
Das Buch konzentriert sich auf das Beibehalten des reduzierten Gewichts — es finden sich gleichwohl viele interessante Hinweise darin, was wichtig ist, um Gewicht zu reduzieren.
Schon das kleine Wörtchen “will” statt “muss” macht einen großen Unterschied: Die Kraft der Sprache. Das Denken ist laut dem Autor die wichtigste Voraussetzung, damit es sowohl mit dem Gewichtsverlust als auch mit dem Halten des neuen Gewichtes klappt.
“Keine Speise schmeckt so gut, wie das Gefühl, schlank zu sein”
Der zweitwichtigste Faktor ist Bewegung und erst an dritter Stelle steht die Energiezufuhr mittels Nahrung.
Bewegung ist wichtiger als Diät
Das Essen ist verantwortlich für die Kalorienbilanz, die es gilt, im Auge zu halten.
Der einleuchtende Grund, warum die Bewegung einen so entscheidenden Einfluss darauf hat, das Gewicht zu halten: Bewegung verändert unsere Einstellung zum Essen.
Die Glückshormone, die beim Sport ausgeschüttet werden, wirken stimmungsaufhellend. Der Drang nach übermäßigem Essen, oft ausgelöst von Angst, Frust und Stress, lässt nach und das Bedürfnis nach frischen, gesunden Lebensmitteln wird stärker.
Wer kennt es nicht?
Übermäßige Arbeitsbelastung und Stress waren die entscheidenden Faktoren, die seinerzeit das Gewicht des Autors auf 133 Kilogram haben ansteigen lassen. In seiner Zeit als Assistenzarzt im Krankenhaus waren Kuchen und Schokolade immer und ständig präsent und es fiel ihm schwer, nein zu sagen.
Nach Dienstschluss baute er zusätzlich ein Labor auf und verbrachte viele Nächte mit Arbeit. Zwei Abendmahlzeiten wurden für ihn zur Normalität.
Der ernste Rat eines Kollegen sowie die Schwierigkeiten, bei Alltagsanstrengungen, etwa dem Laufen zum Fußballstadion mit Freunden, mithalten zu können, ohne außer Atem zu geraten, brachten ihn zum Entschluss, abnehmen zu wollen.
Dazu kam der Wunsch, selbst einmal an einem Ironman teilzunehmen zu können. Mit dem Ausgangsgewicht von 113 Kilogram war dies unmöglich.
Das erreichte Gewicht halten
Der Arzt recherchierte was an Publikationen zum erfolgreichen Halten des Gewichts vorhanden ist.
Die Untersuchung, die sein Denken und Handeln in diesem Bereich am stärksten beeinflusst hat: Das National Weight Control Registry, eine Langzeitstudie des „Weight Control and Diabetes Research Centers“, durchgeführt vom Miriam Hospital in Providence, Rhode Island, USA.
Die Voraussetzungen in diese Studie aufgenommen zu werden: Mindestens 14 Kilogramm abgenommen zu haben und das neue Gewicht mindestens ein Jahr gehalten zu haben.
Der Autor sagt klar, dass die Auswahl dieser Teilnehmer bereits eine starke Selektion enthält und wissenschaftlichen Standards nicht ausreichend genügt. Die Erkenntnisse haben ihn selbst jedoch am stärksten beeinflusst und sich als einfach umzusetzende Erfolgsstrategien herausgestellt.
Schon diese Ehrlichkeit, die man bei vielen anderen Autoren vermisst, überzeugt.
Last not least, erhebt er mit seinem schlanken Buch keinen wissenschaftlichen Anspruch sondern möchte die positiven Erfahrungen, die er gemacht hat, an andere weitergeben.
Freudehund statt Schweinehund
Die entscheidende Veränderung, so Rinderknecht, muss zunächst im Kopf stattfinden. Entscheidend sind: Neugier, Freude, Zeit und Geduld.
Seine Neugierde, die ihn zum Abnehmen beflügelt hatte, lag darin, die Erfahrung eines Ironman selbst machen zu können. 2008 hat er dies tatsächlich zum ersten Mal geschafft.
Die Freude an der Bewegung ist aus seiner Sicht für den Alltag entscheidend. Es kommt nicht darauf an, pflichtmäßig jeden Tag eine Stunde Sport am Tag abzuhaken, sondern sich die Bewegung zu suchen, die Spaß macht, die allen Sinnen etwas bietet und die Form der Bewegung nach Lust und Laune zu variieren.
Egal ob Laufen, intensive Gartenarbeit, Schwimmen, Yoga oder Radfahren – es muss Spaß machen. Das Radfahren auf immer neuen Strecken ist die bevorzugte Sportart des Autors, da es sich auch zur Wahrnehmung von beruflichen Terminen nutzen lässt, in der Natur stattfindet und alle Sinne anregt.
Hunger ist der seltenste Grund für das Essen
Nicht nur der Sport selbst, sondern das Gefühl, die Bewegung mit allen Sinnen wahrzunehmen sind aus Sicht des Autors wichtig, um dranzubleiben und alle positiven Effekte zu erreichen: Die gewohnte Laufstrecke in anderer Richtung zu laufen, ein Schwimmbad zu besuchen, das den Blick auf die sich verändernde Natur im Jahresverlauf immer wieder neu gestaltet. Abwechslung statt Routine.
In weiten Teilen Europas ist Hunger selten der Grund für die nächste Mahlzeit. Sport und das Bewegen in der Natur hält er für essentiell, um stressinduziertes Essen, das meistens ungesund und zu viel ist, zu vermeiden.
Geduld braucht es, die ersten drei Monate mit einer täglichen Trainingseinheit von einer Stunde durchzuhalten. Danach läuft’s.
Lohnt sich
Vieles was er in seinem Buch zum Thema Essen beschreibt, ist allen, die sich mit gesunder Ernährung beschäftigen vertraut, wie beispielsweise:
- viel Früchte und Gemüse
- viel Wasser
- mit Ruhe und ohne Ablenkung essen
- zelebrieren statt schlingen
- frisch gekochtes Essen statt Fertiggerichte
Das Buch hält vieles in Erinnerung, was im hektischen Alltag schnell wieder vergessen wird.
Einen Literaturpreis wird dieser schlanke Band sicherlich nie erhalten — die Sprache ist einfach und die Illustrationen, obwohl vom Hausillustrator der Neuen Zürcher Zeitung angefertigt, sind nicht immer passend.
Ein authentisches Buch
Die komprimierten Empfehlungen, wie es gelingen kann das erreichte niedrigere Gewicht tatsächlich zu halten, der optimistische aber realistische Tonfall sowie die Glaubwürdigkeit des Autors, der sein reduziertes Gewicht nun bereits fast zehn Jahre gehalten hat, sprechen dafür, das Buch immer wieder zur Hand zu nehmen.
Der Autor möchte im Gegensatz zu vielen anderen keine Tinktur, kein Pulver, keine Sportgeräte, keinen Ernährungsplan, kein Coaching, keine Operation oder eine Masterclass verkaufen.
Aus GloriousMe Sicht lohnt sich die Investition von 20 Schweizer Franken, für die man nicht mal zwei Gin&Tonic Drinks bekäme.
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