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LUXUS – ABER JA!

LUXUS – ABER JA!

Luxus kann ein handwerklich herausragendes Produkt, wie ein handgeknüpfter Teppich von Jan Kath sein.

 

Ein Plädoyer für Luxus

 

Was bedeutet Luxus im neuen Jahrzehnt?
Ist Luxus noch politisch korrekt? Muß man sich heute für Luxus entschuldigen
oder brauchen wir im Gegenteil mehr Luxus?

BY THE EDITOR // KARIN M. KLOSSEK

Die etymologische Definition des lateinischen Wortes Luxus erklärt Luxus als Aufwand, Verschwendung und Prunk und sieht Luxus als eine vom Üblichen oder Gebotenen abweichende Haltung. Die moralische Wertung von Luxus ist aktuell beliebt, weil sie politisch korrekt zu sein scheint. Danach befragt, was Luxus für sie bedeutet, wie es jüngst die Neue Züricher Zeitung getan hat, lauten einige Antworten prominenter Zeitgenossen: „Zeit mit meiner Familie oder mit Freunden zu verbringen“.

Das klingt gut und man wünscht, die Befragten würden es einfach so stehen lassen. Aber viele können nicht umhin, sofort im nächsten Atemzug darauf hinzuweisen, welches hektische, globale, luxuriöse Leben sie ansonsten führen.

Das aktuelle Credo lautet, dass nicht der Besitz von Luxusprodukten glücklich macht sondern Erlebnisse. So klingt die Kreuzfahrtreise in die Antarktis schon fast esoterisch. Auch wenn man sich gerne entrüstet von Luxus zu distanzieren scheint, die Marktzahlen sprechen eine andere Sprache.

Laut Statista sind die Umsätze von Luxusgütern in Deutschland in den Jahren 2012 bis 2019 kontinuierlich gestiegen und eine weiteres Wachstum für die kommenden Jahre wird prognostiziert. Bezogen auf die Gesamtbevölkerung liegt der Umsatz an Luxusgütern im Jahr 2019 allerdings bei EUR 156,01 pro Person.

Um es an dieser Stelle klar zu formulieren: GloriousMe plädiert nicht etwa für weniger Luxus, sondern für mehr Luxus. Wir verspüren jedoch die Notwendigkeit, Luxus im gerade begonnenen neuen Jahrzehnt wieder im ursprünglichen Sinn zu definieren.

Handwerk ist der Luxus im aktuellen Jahrzehnt

Die ursprüngliche Bedeutung, Luxus als Aufwand, als eine vom Üblichen oder Gebotenen abweichende Haltung zu definieren, sehen wir als Ansporn, sich nicht mit einem Standard auf Mittelmaß zu genügen. Dem Winzer, der auf schwierigen Steilhängen arbeitet, die nur wenig oder keinen Maschineneinsatz erlauben, gehört unser größter Respekt. Er könnte den Steilhang auch aufgeben und es sich in einer anspruchsloseren Topographie einfacher machen Wein anzubauen.

Wir bewundern die Sattler, die mit Leder umgehen können, die Näherinnen, die in Handarbeit luxuriöse Abendkleider besticken oder mit Applikationen versehen. Da die Fähigkeiten dieser alten Handwerksberufe immer selten werden, braucht es Luxus-Unternehmen wie beispielsweise Hermès, Loewe oder Chanel, die Ausbildungsinstitute für diese aussterbenden Handwerke unterstützen und selbst ausbilden, um diese kunstvollen Fertigkeiten am Leben zu halten.

Die Sicherung des Fortbestands dieser Handwerke durch Luxus-Konzerne sehen wir als kulturelles Engagement. Wer möchte in einer Welt leben, in der alle Produkte nur für die kurzzeitige Nutzung angelegt sind und danach nur Müll produzieren, weil sie nicht repariert oder genäht werden können?

Ein maßgeschneiderter Anzug aus Palermo kann teuerer sein, als ein Anzug von der Stange. Die Freude beginnt dafür beim maßgeschneiderten Anzug bereits bei der Auswahl des Stoffes, des Futters und der Knöpfe und die Freude hält nicht selten über Jahrzehnte an, denn so mancher modebewusste Enkel ist begeistert, den Anzug oder Mantel seines Großvaters tragen zu können und damit cool wirken zu können.

Mit der ursprünglichen Definition von Luxus fühlt sich GloriousMe sehr wohl. Luxus ist aus unserer Sicht gerade dann Luxus, wenn er sich nicht ausschließlich über das Preisschild definiert oder sich an bisweilen eher zweifelhaften Testimonials orientiert, die vorgeben Bling-Bling wäre ihr Lebensinhalt.

Unsere Haltung zu Luxus orientiert sich am ehemaligen spanischen Couturier Cristóbal Balenciaga, der meinte „Eleganz besteht in der maximalen Reduktion“.

Die Reduktion auf das Wesentliche

Diese Anleitung ist gerade bei einer modernen Definition von Luxus-Artikeln eine gute Leitschnur. Nicht das Übermaß sondern genau das richtige Maß sind erstrebenswert.

Und dank moderner Technik ist es nicht mehr notwendig, alle Dinge tatsächlich selbst zu besitzen. Das traumhafte Luxus-Abendkleid kann für den Ball bei einem Online-Rent-Service ausgeliehen werden, das Auto sowieso. Smarte Besitzer von Weinkellern überlegen, welche und wie viele ihrer Weinflaschen sie tatsächlich noch trinken möchten und beauftragen einen erfahrenen Online-Wein-Broker, den Rest der Weinflaschen bei guten Marktbedingungen für sie zu versteigern.

Diese neue Form des Teilens und Mietens setzt handwerklich gute Produkte voraus, ganz im Sinne der Definition von Luxus. Ein Abendkleid aus schlechter Stoffqualität, das beim Kauf reizend aussieht, verliert nach der ersten Reinigung die Form. Langlebigkeit und somit auch Nachhaltigkeit hat einen Preis. Eine Freundin meinte beim gemeinsamen Shopping-Bummel „Ich bin zu arm, um mir günstige Schuhe leisten zu können.“ Sie hat Recht.

Technik ermöglicht den Luxus der Kultur

Eine atemberaubende Ausstellung zu sehen, die nicht in einem Museum in der Nähe stattfindet? Online bieten viele Top-Museen Einblick in ihre Häuser und mit guter Kameraführung kann das Erlebnis sogar weitaus entspannter sein, da man das Bild oder die Skulptur scheinbar zum Greifen nahe sieht und nicht mit vielen anderen Besuchern darum rangeln muss, einen unverstellten Blick darauf zu erhaschen.

Und wenn auch ein Besuch der Oper ein ganz eigenes, wunderbares Erlebnis ist: Im Kino oder am Bildschirm daheim lässt sich Wagner oder Verdi sogar mit einem schönen Glas Rotwein dazu genießen. Und natürlich lieben wir Venedig und den Besuch der Kunstbiennale dort.

Aber nicht immer ist es möglich, nach Venedig zu reisen. Den Kurator der 58. Internationalen Biennale de Venezia, Ralph Rugoff, auf einem Rundgang durch die Giardini und Arsenale per Bildschirm zu begleiten, ist aus unserer Sicht ein luxuriöser Genuss und steigert die Vorfreude auf den Besuch der nächsten Kunstbiennale in Venedig.

Vielen Familienunternehmen verdanken wir Luxus-Artikel

Das Denken über Generationen hinweg und nicht ausschließlich in Quartalszahlen, prägt die meisten Familienunternehmen. Eine Reihe der interessantesten Produzenten von Luxus-Artikeln im Sinne von handwerklicher Qualität sind Familienunternehmen.

Feinstes, klares Glas wird bei Lobmeyr in Wien bereits in der 8. Generation produziert und bietet seinen Kunden den großen Luxus, Glasserien über viele Jahrzehnte hinweg nachkaufen zu können. Peter Thonet fertigt im hessischen Frankenberg seit Generationen die legendären Thonet Möbel, deren Stühle mit der Kaffeehaus-Tradition eng verbunden sind und Jan Kaths Teppiche (Abb.) stehen auf vielen Wunschzetteln, nicht nur zu Weihnachten.

In dieser Qualität, mit diesem handwerklichen Können und dieser Nachhaltigkeit wünschen wir uns im neuen Jahrzehnt mehr Luxus als weniger.

Das Ursprüngliche ist der neue Luxus

Siehe auch

Man muss auch jönne könne – das gilt nicht nur in Köln – sondern für den Luxus, wie GloriousMe ihn favourisiert. Wir freuen uns über jeden aufmerksamen Gast, der ein hervorragendes Menü in einem Sterne-Restaurants geniest, weil wir die extrem harte Arbeit und die große Disziplin, die das Arbeiten in einer Sterneküche erfordern, nur zu gut kennen.

Gleichermaßen genießen wir eine Scheibe hervorragenden Brotes mit Butter und Sardellen. Wichtig ist uns dabei, dass der Teig des Brotes über 35 Stunden geführt wurde und nicht über Nacht mit Treibmitteln gebacken und mit Farb- und Aromastoffen versehen wurde.

Das Ursprüngliche ist der neue Luxus. Einige Sterne-Restaurants vergeben Aufträge an kleine Töpfereien, individuelle Geschirrkollektionen für ihre Restaurants zu entwickeln. Man muss auch Gönnen können, denn für einige dieser Töpfereien ist diese Form der Unterstützung extrem wichtig.

Wabi Sabi

Auch dieses aus Japan stammende Konzept der Ästhetik, das gerade das Unperfekte und das Unbeständige bevorzugt, ist für GloriousMe ein wichtiger Teil einer gegenwärtigen Definition von Luxus.

Gerade das Unauffällige, das man erst bei Näherem Hinsehen entdeckt oder der kleine Sprung in der Keramik erinnert im Sinne von Wabi Sabi daran, dass nichts bleibt, nichts perfekt und nichts abgeschlossen ist.

Luxus kann täglich anders definiert werden

Friedrich Wilhelm Nietzsche (1844 – 1900) meinte: „Der Hang zum Luxus geht in die Tiefe eines Menschen: Er verrät, dass das Überflüssige und Unmäßige das Wasser ist, in dem seine Seele am liebsten schwimmt.“

Luxus kann täglich anders definiert sein. Ja, an manchen Tage bedeutet Luxus ein besonderer Wein, an anderen Tagen eine Tasse Tee. Manchmal ist Luxus Zeit für einen Spaziergang durch den Wald oder eine Yoga-Stunde obwohl der Schreibtisch übervoll ist. Luxus zu definieren, erfordert, in die eigene Seele zu schauen und herauszufinden, was einem an diesem Tage gut tun würde, gerade weil es vielleicht nicht vernünftig oder nicht von uns erwartet wird.

Luxus bedeutet Achtsamkeit und bewusster Genuss. Alles andere ist in der Tat Verschwendung.

Abbildung: Jan Kath Collection

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