Zur Schokolade zugelassen

Am Hof des französischen Königs Louis XV war es eine Ehre, „zur Schokolade zugelassen zu sein“. Die heiße Schokolade, damals noch ein Luxus, trank der König morgens im Bett. Dabei anwesend sein zu dürfen, bedeutete, zum innersten Zirkel zu gehören. 

Gleichzeitig bot sich damit die Chance, ein Anliegen vorzubringen, das eine gute Chance hatte, auf Wohlwollen zu stoßen. Der Genuss von heißer Schokolade stimmt auch Monarchen heiter.

Serotonin und Dopamin finden sich im Kakao der Schokolade und wirken stimmungsaufhellend. Dazu kommt der Pflanzenstoff Theobromin, der ähnlich wie Koffein, nur in geringerem Umfang, herzstimulierend und anregend wirkt. 

Allerdings merkt man diese Effekte nur, wenn der Kakaoanteil in der Schokolade möglichst hoch ist. 

 

Der große Luxus ist klein

Schokoladentassen hatten in früheren Jahrhunderten die Größe einer Espresso-Tasse. Das lag am damals sehr hohen Preis der Schokolade, der wie Kaffee und Gewürze ein teures Luxusgut war.

Eine kleine Tasse guter heißer Schokolade reicht auch heute aus, um das Beste daran zu genießen und die Anzahl der Kalorien dennoch überschaubar zu halten.

Eine hochwertige heiße Schokolade ist mit Kakaomixgetränken, die oft sehr hohe Anteile an Zucker jedoch nur geringe Anteile an hochwertigem Kakaopulver enthalten, nicht zu vergleichen.

Die Schokolade, die von den Azteken geschätzt wurde, war mit Wasser zubereitet und mit Chili und Vanille aromatisiert. „Chocoatl“ aus der Sprache der Azteken übersetzt, bedeutet „choco“ warm, würzig herb und „atl“ steht für Getränk, Wasser.

Sir Hans Sloane, der Mediziner, Naturforscher und Sammler (der Chelsea Physic Garden in London lohnt immer einen Besuch) lernte heiße Schokolade auf einer Reise nach Jamaica kennen, befand sie mit Wasser zu bitter und startete, zurück in England, den Trend, Milch für die heiße Schokolade zu verwenden.

 

 

In vielen Kaffeehäusern in Wien kann man bis heute wählen, ob man die heiße Schokolade mit Wasser oder Milch zubereitet haben möchte. Geschmacksache und manchmal einfach abhängig von der Tagesform.

Auch eine Mischung aus heißem Wasser und Milch ist möglich. Eines sollte man jedoch beachten: Die Milch darf auf keinen Fall kochen.

Das schnellste Rezept für heißen Schokoladengenuss

Milch, Wasser oder eine Mischung aus Milch und Wasser erhitzen, Kakaopulver einrühren und so lange rühren, bis sich das Kakaopulver gut vermengt hat und im Idealfall etwas Schaum durch kräftiges Rühren entstanden ist. Fertig.

Je nach Geschmack Zucker oder eine Mischung aus Zucker und Zimt beim Erhitzen hinzufügen.

Die wichtigste Zutat: Hochwertiges Kakaopulver, das lediglich aus Kakao und einem geringen Anteil an Zucker besteht. Mehr braucht es nicht — Stärke, Aromastoffe etc. sind überflüssig.

Wir haben bei all unseren Versuchen in den vergangenen nass-kalten Tagen mit dem Valrhona Kakaopulver gearbeitet, dass wir bei Kaffee Wacker, Frankfurt, erworben hatten.

Bei Schokoladen-Enthusiasten leuchten beim Namen Valrhona die Augen. Nach dem Vallée du Rhone, dem Rhonetal benannt, liefert Valrhona Schokolade überwiegend an professionelle Abnehmer und betreibt professionelle Schokoladenschulen für Patissiers, in denen unglaubliche Dinge aus Schokolade entstehen.

Sicherlich ist Ihnen auf der ein oder anderen Dessertkarte eines Restaurants schon die Erwähnung des Namen Valrhona bei einem Dessert aus Schokolade aufgefallen.

Das Profi Rezept

Nigel Slater, der englische Koch, dessen Rezepte seit vielen Jahren verlässlich halten was sie versprechen, raspelt für eine Portion heißer Schokolade 50 Gramm dunkler, qualitativ hochwertiger Schokolade und verrührt die Schokoraspel mit 250 ml Milch, die heiß ist, aber nicht kochen darf, bis sich die Schokolade darin aufgelöst hat.

Je nach Gusto kann Zucker mit hineingerührt werden und zum Schluss noch ein Teelöffel Double Cream hineingerührt werden. Wer zusätzlich eine Gewürznote in der heißen Schokolade möchte, dem empfiehlt Nigel Salter die Zugabe von Kardamom, Lavendel oder Chili.

Das Trend Rezept mit weißer Schokolade und Kamillenblüten

Winzige Tassen für heiße Schokolade sind heute selten. Für den schicken großen Becher To Go der Königlichen Porzellan Manufaktur (KPM) in Berlin hat die Hamburger Konditormeisterin Maren „MRS T“, die gerne mit Tee arbeitet, das folgende Schokoladenrezept entwickelt, das wir in unserem Versuchslabor für Sie getestet und für gut befunden haben.

Hierfür wird 250 ml ungesüßte Mandelmilch erwärmt, vom Herd genommen und mit 5 g frischen Kamillenblüten in einem Teesäckchen bestückt.

Je nachdem, wie intensiv Sie den Kamillengeschmack mögen, lassen Sie die Kamille 5 – 10 min darin ziehen, geben die Mandelmilch wieder auf den Herd und lassen 50 g weißer Schokolade darin schmelzen.

Die heiße weiße Schokolade kann mit geschlagener Sahne getoppt und mit zerriebenem Kamille bestreut werden. Visuell sehr schön und für die Freunde weißer Schokolade ein echter Seelentröster nach einem langen harten Tag.

Bicerin – Tradition aus Turin

Die Köstlichkeit Bicerin besteht aus Espresso, heißer Schokolade und etwas Sahne und wird in einem Glas serviert. Eine Idee des Caffé Al Bicerin, zu dessen Gästen Giacomo Puccini, die Gebrüder Agnelli, Mario Merz und Pina Bausch gehörten. Bicerin wird auch in den vielen anderen wunderbaren Cafés der Stadt Turin und darüberhinaus serviert.

Auch eine schöne Idee als Dessert, in dem sich die Bitterkeit des Espresso mit der Süße der Schokolade verbindet. 

Am besten starten Sie damit, die Sahne zu schlagen und kaltzustellen. Es braucht später nur eine kleine weiße Schicht der Sahne, durch die man die beiden Schichten darunter genießt.

Als nächstes schmelzen Sie dunkle Schokolade zu einer möglichst dickflüssigen Schokolade. Zuckeranteil wie stets optional.

Dann sollte es schnell gehen: Espresso in ein Glas einlaufen lassen, die heiße Schokolade über den Rücken eines Esslöffels in die Espressotasse laufen lassen und mit einer kleine Lage kalter Sahne toppen.

Das Kaminabend Rezept für den Freitag Abend

Holz spielt bei der heißen Schokolade oft eine Rolle.

Die typischen Schokoladenkannen aus Silber sind oft am Holzgriff erkennbar – sollten Sie demnächst in Antiquitätenläden oder den Silver Vaults in London unterwegs sein.

In Pariser Cafés legen die Verfasser der Menükarten bisweilen Wert darauf zu erwähnen, dass die Schokolade mit einem Holzlöffel gerührt wurde.

Heiße Schokolade passt gut zu einem brennenden Kaminfeuer. Ähnlich wie Sally in Harry & Sally finden wir ein Gläschen Cognac oder Rum besser „on the side“, ansonsten gehen die feinen Aromen zu stark in der Schokolade baden.

In bester Gesellschaft

Die Schokolade kam aus Südamerika über Spanien und die Niederlande nach Europa, wurde zunächst als Arznei gehandelt und daher meist in Apotheken verkauft. Königshäuser, Adel und reiche Bürger liebten heiße Schokolade.

Für den Genuss der Schokolade (und für den Fall, dass es am Vorabend beim Bankett doch ein paar Gläser Wein zu viel waren) wurde die Trembleuse erfunden.

Mit einem kleinen Porzellanring auf der Untertasse wurde die schlanke filigrane Porzellantasse sicher gehalten, so dass die heiße dunkle Schokolade am Morgen im Bett nicht allzu leicht verschüttet werden konnte.

Porzellan und Heißgetränke sind eng miteinander verbunden. Durch die Erfindung des weißen Golds konnte man heiße Getränke wesentlich leichter zu sich nehmen. In Meissen versteht man sich daher seit jeher auf die Produktion von Tassen und Kannen für heiße Schokolade. 

Porzellanfiguren, die Liebespaare beim Genuss heißer Schokolade darstellen, ebenfalls aus Meissen, haben bei Kunstauktionen schon einen Preis von EUR 148.000 erzielt.

Marie Antoinette, in deren Fluchtgepäck sich selbstverständlich alle Zutaten und Gefäße für heiße Schokolade befunden hatten, wünschte sich als letztes Gericht vor dem Gang zur Guillotine eine hieße Schokolade.

Eine weise Entscheidung, wer weis schon, wie lange die Flussreise mit Charon dauert.

Die GloriousMe Empfehlung: Vergessen Sie dünne, süße, kalte Schokolade und gönnen Sie sich den Luxus einer dicken, feinen, heißen Schokolade, gerade in diesen Tagen.

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Fotografien © GloriousMe