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MAN MÜSSTE KLAVIER SPIELEN KÖNNEN…

MAN MÜSSTE KLAVIER SPIELEN KÖNNEN…

Oder jedes andere Instrument

Es ist nie zu spät: Ein Instrument und Unterricht können das beste Investment sein, das Sie je getätigt haben

Ihre eigene Goldmine

Es gibt ein Investment, das immer großzügig Rendite abwirft, unabhängig von den Aktivitäten der Europäischen Zentralbank oder der US Notenbank, völlig losgekoppelt vom Preis des Rohöls oder der Entwicklung von Nikkei, Dow Jones oder Dax: Zu lernen, ein Instrument zu spielen.

Eine Parallele gibt es allerdings zu den Finanzmärkten: Die Erfolge der Vergangenheit sagen nichts über die Erfolge der Zukunft aus.

Hat man in Kinderjahren gelernt, ein Instrument zu spielen und fängt Jahre später wieder damit an, blickt man ernüchtert auf die komplexen Stücke, die man einst beherrscht hat und fängt demütig wieder einige Stufen darunter an.

Es ist immer die beste Zeit, ein Instrument zu lernen

Es gibt keinen Grund, nicht mit dem Lernen eines Instrumentes zu beginnen.

Vera Jiji, die Lehrerin aus New York City, die mit 62 Jahren nach Jahrzehnten wieder angefangen hat Cello zu spielen und heute mit 93 Jahren begeistert weiter spielt, hat einen weisen Rat: „Don’t say no to yourself“.

Unsere Erfahrung im Bekannten und Freundeskreis deckt sich mit den Ergebnisse von Yamaha Research, die 2020 feststellten, dass es noch nie so viele Menschen gab, die angefangen haben, ein Instrument zu spielen, wie in den Zeiten der Lockdowns in Großbritannien.

Faites vos jeux!

Viele begannen erstmals ein Instrument zu spielen. Manche hatten als Kind Musikunterricht, aber nicht auf dem Instrument ihrer Wahl und wechselten im zweiten Anlauf zum favorisierten Instrument.

Einige bleiben ihrem Instrument ein Leben lang treu wie die heute 97-jährige Ruth Slenczynska, die schon als Vierjährige auftrat und die unter anderem von Sergei Rachmaninow unterrichtet wurde. 

Obwohl sie eine international renommierte Konzertpianisten ist, hat sie eines mit vielen Laien gemeinsam: Nach den (in ihrem Fall extrem anspruchsvollen) Klavierlektionen in ihrer Kindheit, brauchte sie zunächst einige Jahre Abstand, bevor sie mit Freude wieder zum Piano zurückgekehrt ist.

Nochmal mit Gefühl

Mag das Lernen im frühen Kindesalter auch schneller gehen; alle Laienmusiker im Erwachsenenalter sprechen davon, dass sie die Stücke heute anders interpretieren und der Ausdruck, den sie dabei finden, pures Glück für sie bedeutet.

Der Anreiz mit Musikunterricht zu beginnen, kann ein Lieblingsstück sein, das man beherrschen will. Der englische Schauspieler und Regisseur Samuel West berichtete in einer Sendung von BBC 3, dass er mit 30 Jahren erstmals angefangen hat, jeden Tag Klavier zu üben, weil der die Aria aus den Goldberg Variationen von Johann Sebastian Bach selbst spielen wollte.

 

Schließlich hat auch Glenn Gould die Goldberg Variationen, mit denen er als 23-jähriger berühmt wurde, nach vielen Jahren nochmals aufgenommen, weil er den Eindruck hatte, er hätte noch nicht genug dazu gesagt.

Die andere Morgenroutine

Während manche zum Laufen am frühen Morgen aufbrechen oder die Yogamatte ausrollen, greifen andere in den frühen Morgenstunden zum Instrument und berichten, dass sie im Anschluss daran frischer und  konzentrierter in den Arbeitstag starten und gelassener auf das reagieren, was der Tag an Überraschungen mit sich bringt.

Der Effekt wird von Neurophysiologen damit erklärt, dass das Spielen eines Instrumentes das Gehirn auf das Spiel konzentriert und es in den meisten Fällen gelingt, die Gedankenflut wohltuend zu reduzieren und gleichzeitig neue Verbindungen im Gehirn aufzubauen.

Wir können das aus eigener Erfahrung bestätigen. Die Übungen am Morgen setzen den bestmöglichen Ton für den darauf folgenden Tag. 

Die wichtigste Voraussetzung

Trotz vielfältiger Apps und YouTube Anleitungen – es gibt nichts Besseres als einen Musiklehrer oder eine Musiklehrerin. Suchen Sie sich einen Lehrer, der zu Ihnen passt und wechseln Sie schnell, wenn Sie merken, dass es doch nicht die richtige Wahl war.

Hier macht Geduld keinen Sinn. Ein guter Musiklehrer fordert, gibt Anleitungen für die individuellen Schwächen, ermuntert und hat ein hervorragendes Händchen dafür, welche Stücke zu Ihnen passen.

Er überlässt Ihnen die Auswahl und schlägt Stücke vor, die Sie auf dem gewünschten Weg weiterbringen. 

Ob Franz Lehár, Johann Sebastian Bach, Richard Wagner oder Béla Bartók. Sie treffen die Wahl.

Das Angebot an Musikunterricht ist groß. Allein in der Schweiz gibt es etwa 400 Musikschulen und überall existiert ein großes Angebot an Musiklehrern die privat unterrichten.

Siehe auch

Der Unterricht kann, je nach Instrument, bei Ihnen zuhause oder auch in einen Besprechungsraum ihres Unternehmens stattfinden, der am Abend leer steht und für Unterricht an der Bratsche oder Gitarre gebucht werden kann.

 

Vielstimmig

Jahrelang probte im Nachbarhaus ein Laienorchester. Der Gesichtsausdruck, mit dem die Mitglieder dieses Orchesters danach das Haus verließen, war mit Geld nicht zu bezahlen.

Die Kraft des Chorgesang für die eigene Seele kann man auch als Nicht-Sänger erfahren. Wenn Sie die Gelegenheit haben, stellen Sie sich neben einen Chor. Sie werden die Schwingungen spüren, die man als Zuschauer, frontal dem Chor gegenüber platziert, so nicht empfinden kann.

Es gibt eine große Anzahl verschiedenster Chöre und die meisten suchen neue Mitglieder.

Es leicht nachvollziehbar, warum sich Chöre in strikten Corona-Zeiten auf Garagenhöfen, im Park oder im Wald zum Gesang verabredet haben. Der Wunsch, auch in diesen Zeiten wieder live miteinander singen zu können, war groß, denn Videokonferenzen sind in diesem Fall kein gleichwertiger Ersatz.

Karriere

Eine gute Modulation der Stimme ist in jedem Beruf wichtig. Gesangspädagogen trainieren die Stimme für ein überzeugendes Auftreten vor jedem Mikrofon. So mancher Schüler, der für ein karriereförderndes Training der Stimme begonnen hat, hat sich nach einer Weile noch Gesangsstunden für die Seele gegönnt. 

Wie wäre es mit dem Vorsatz, in sich selbst zu investieren und „pures Glück“ zu empfinden. Exakt so beschreiben viele Laienmusiker ihre Zeit mit dem Instrument.

Oder, wie es Vera Jiji, die Hobby-Cellistin in der New York Times beschreibt: „Music is a perfect language; it’s like a conversation between people who never misunderstand each other and never get bored“.

Fotografie © GloriousMe | Glenn Gould Komponist & Pianist (1953), AF archive / Alamy Stock Foto 

 

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