Warum wir gerne auf Black Friday verzichten
Konsumverzicht ist dabei nicht unsere Motivation. Wir mögen einfach keine grundlosen oder unehrlichen Rabatte.
Black Friday
Wir hatten fest damit gerechnet, dass der Black Friday in diesem Jahr einen neuen Namen erhält. Aber wir konnten kein Rebranding aufgrund des doch eigentlich sprachlich diskriminierenden Namens für die Rabattschlacht feststellen.
Auch die Assoziation zum Black Friday, dem Börsencrash am 25. Oktober 1929 an der New Yorker Börse, dem Tag an dem viele Anleger ihr Vermögen verloren hatten und der als Beginn der damaligen Weltwirtschaftskrise gilt, schien kaum jemanden zu stören.
Der Black Friday ist als Tag für Schnäppchenjäger gut etabliert und hat auch in Deutschland, der Schweiz und Österreich mittlerweile einen erstaunlich hohen Bekanntheitsgrad.
Dabei widerspricht der Black Friday dem wichtigen Prinzip von Marken, sich zu differenzieren.
Spätestens nach der zwanzigsten schwarz gehaltenen Botschaft zum Black Friday, klicken wir nur noch entnervt weg.
Der Ursprung des Black Friday
Amerikaner kennen den Black Friday als Einkaufstag nach dem letzten Donnerstag im November, an dem traditionell mit Familie und Freunden Thanksgiving gefeiert wird.
Warum dieser Freitag als schwarzer Tag bezeichnet wird, ist nicht eindeutig nachvollziehbar.
Waren es die schwarzen Menschentrauben, die vor den Geschäften standen oder waren es die Finger der Händler, die vom Zählen der vielen Dollarnoten schwarz geworden waren, die zu dieser Namensgebung führten?
Keine der Legenden hält Nachforschungen stand und vieles hat in Zeiten von Lockdowns und Electronic Payment seine Bedeutung ohnehin verloren.
In Deutschland, Österreich und der Schweiz hat der Black Friday 2021 umsatzmäßig insgesamt nicht die Erwartungen erfüllt, die man in diesen Tag gesetzt hatte.
Der registrierte Umsatz war, trotz steigender Corona-Inzidenzen, sinkender Konsumlaune, hoher Inflationsraten und explodierender Energiepreise an diesem Tag jedoch immer noch beachtlich hoch.
Wir würden nicht behaupten, dass wir Schnäppchen gegenüber völlig resistent sind.
Bei so manchem Kleidungsstück freuen wir uns darüber, dass es offensichtlich niemanden vor uns gab, der das Kleidungsstück kaufte, obwohl die Qualität hervorragend war, so dass wir das edle Teil im Schlussverkauf heroisch vor dem Warenlager oder der Vernichtung auf der Deponie gerettet haben.
Nur bei guter Qualität, die sich über viele Jahre bewährt und dann oft noch weitergegeben werden kann, lohnt es sich, Neues im Sale zu erwerben, auch wenn rot durchgestrichene Preise und hohe Prozentzahlen neben dem Preisschild bei vielen Produkten einen nicht unerheblichen Kaufreiz auslösen.
Für dumm verkauft
Der Grund, warum wir klare Gegner von Shopping Events wie Black Friday, Cyber Monday, Single Day oder Double11 sind: Sie stellen in der Mehrzahl lediglich einen Anreiz dar, den Konsum mit oftmals nur vermeintlichen Einsparungen anzuheizen.
Die Analyse von Black Friday Angeboten der beliebtesten Produktkategorien Elektronik, Haushaltswaren sowie Kosmetik und Pflegeprodukten durch eine englische Verbraucherberatung kam 2019 zu dem Schluss, dass nur 2 Prozent der im Rahmen des Black Friday mit vermeintlichen Rabatten angebotenen Waren tatsächlich günstiger waren als in dem halben Jahr davor oder danach.
Das bedeutet, dass der Wunsch von vielen Verbrauchen zu sparen „Ich kaufe beim Black Friday nur das ein, was ich an anderen Tagen eingekauft hätte“ oder „Ich ziehe geplante Weihnachtseinkäufe vor“ in den meisten Fällen getäuscht wird.
Die Verlockung des vermeintlich hohen Rabatts im Vergleich zum empfohlenen Verkaufspreis, die Sondergröße oder der niedrige Preis, der aber nur für das ältere Modell gilt — der Klick zum Warenkorb, ist innerhalb von Sekunden erledigt. Ein Preisvergleich ist langwieriger und macht weniger Spaß.
Claer Barrett, die smarte Redakteurin der Financial Times für private Finanzen zitiert vor dem Black Friday gerne ihren Vater, der meinte „If you don’t buy it, you get 100 percent off“.
Nichts gegen einen echten Rabatt
Es ist für jeden nachvollziehbar, dass Lagerhaltung von Kleidung, die vielleicht in der nächsten Saison keine Chance mehr hat, zusätzliche Kosten verursacht und dass beim Einkauf von 300 Weinflaschen statt 3 Weinflaschen, der Preis reduziert werden kann und der Produzent oder Händler dennoch Freude daran haben.
Ein Rabatt ohne nachvollziehbaren Grund ist jedoch in vielen Fällen keine wirkliche Preisreduzierung.
Und der ultimative Rabatt, der Räumungsverkauf, bringt gar keine Freude mehr sondern fühlt sich an wie Leichenfledderei.
Ein Preis ist eine Wertschätzung
Jeder Preis ist eine Wertschätzung und daher ist die Frage nach einem Rabatt bei persönlichen Dienstleistungen äusserst heikel bis verletzend.
Jeder Preis ist relativ. Eine andere Verpackung, eine neue Geschichte, an die man glauben möchte, warum nicht — auch eine Illusion, die man sich leisten kann, begeistert.
Black Friday ist im Grunde ein trauriger Tag
Wenn Sie GloriousMe bereits ein wenig kennen, dann wissen sie, dass Konsumverzicht nicht unsere Sache ist sofern die Qualität stimmt.
Einige Händler verzichten am Black Friday auf eine Rabattierung und bieten stattdessen an, beim Kauf eines Produktes einen bestimmten Spendenbetrag an einen guten Zweck zu spenden.
Klingt gut. Wenn jedoch eine Organisation, deren soziale Dienste wir überaus schätzen und für die wir selbst mit Überzeugung gespendet haben, mit dem Unternehmen Amazon kooperiert, das verspricht, die Spende jeweils prozentual aufzustocken, bis zur Obergrenze von EUR 30,000 (wahrlich keine Summe für den Konzern Amazon) dann stockt uns der Atem.
Handel ist Kultur
Stationäre Händler sind für uns ein wichtiger Teil der Kultur. Städte wie Zürich oder Wien, in denen es noch viele unabhängige Fachhändler gibt, die mit Leidenschaft beraten und verkaufen, lieben wir über alles.
Die Bürgermeisterin von Paris hat Ladengeschäfte, die aufgrund der langen Lockdown-Monate aufgeben wurden, jungen Start-Ups für geringes Geld zur Verfügung gestellt, um deren aufstrebenden Geschäftsideen Sichtbarkeit in bester Lage und damit bessere Startmöglichkeiten zu offerieren. Chapeau.
Ein gutes Fachgeschäft bedeutet für uns Luxus, egal ob dieses Fachgeschäft Brot, Schuhe, Nachtwäsche, Glas oder Diamanten verkauft.
Die Farbe Schwarz lieben wir, wenn es sich um das Kleine Schwarze oder die Verpackung unseres Zitronengrasstees handelt. Black Friday hingegen: Nein Danke.