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WEIHNACHTSPOST

WEIHNACHTSPOST

Freude oder Zeitverschwendung?

In diesem Jahr wird sich der traditionelle Briefkasten wohl mit noch weniger mit Weihnachtspost füllen. Darauf wetten wir ein Kistchen unseres Lieblingsgetränkes. Wer wettet dagegen?

We hire gentlemen and women with brain

Im Unternehmen, das über Jahrzehnte mit dieser Positionierung seines Gründers, David Ogilvy, erfolgreich war, gab es für uns als Mitarbeiter eine klare Anweisung: Alle Klienten und potentiellen Klienten erhalten eine Weihnachtskarte, die handschriftlich, mit Füllfederhalter und dunkelblauer Tinte geschrieben sein sollte und mindestens einen persönlichen Satz enthalten musste.

Mit persönlichem Satz war nicht „Wir wünschen Ihnen ein frohes Weihnachtsfest“ gemeint, sondern eine individuelle Botschaft, beispielsweise die Erwähnung einer Begebenheit aus dem zu Ende gehenden Jahr, die für den Empfänger der Weihnachtskarte eine spezielle Bedeutung hatte.

Die Weihnachtskarten wurden schon im Oktober produziert, so dass im übervollen Kalender zum Jahresabschlussende auch wirklich Zeit blieb, die persönlichen Grüße zu formulieren, denn wir hatten zudem den Ehrgeiz, möglichst die ersten zu sein, deren Weihnachtspost bei den Empfängern ankam.

Zeitverschwendung 

Bis heute folge ich der Regel aus Überzeugung und versuche, einige Abende in der Vorweihnachtszeit bei Kerzenschein und mit Händel im Hintergrund dafür zu nutzen.

Völlige Zeitverschwendung sind Weihnachtskarten mit vorgedrucktem Text, die lediglich unterschrieben wurden. Ist auch noch die Unterschrift eingedruckt, ist die Weihnachtskarte ein kompletter Affront. Keine Weihnachtskarte ist in diesen Fällen die weitaus bessere Lösung. 

Es ist auch vollkommen in Ordnung als Unternehmen zu sagen, wir konzentrieren uns auf andere Themen, es gibt von unserer Seite keine Weihnachtskarte. Konsequent und besser als Karten mit eingedruckter Unterschrift.

Der hybride Weihnachtsbrief  

Der in angelsächsischen Ländern weit mehr verbreitete Weihnachtsbrief stellt eine Mischform dar. Wichtige Ereignisse des letzten Jahres werden darin aufgelistet und er enthält auch Persönliches, von dem man hofft, dass es die Adressaten interessiert. Aufgrund der gedruckten Form gerät er jedoch leicht in den Verdacht einer Standard-Drucksache. 

Einige Unternehmer nutzen einen Weihnachtsbrief, von geschäftlichen und privaten Ereignissen des vergangen Jahres zu berichten

Natürlich enthalten diese Briefe mehr positive als negative Nachrichten. Werden letztere erwähnt, dann meist mit dem Zusatz „aber wir blicken optimistisch in die Zukunft“

PR Aktion mit Nikolausmütze?

Zum Weihnachtsbrief teilen sich die Meinungen. Viele halten diese Weihnachtsbriefe lediglich für einen PR-Aktion mit Nikolausmütze und werfen sie ungelesen in den Papierkorb. 

GloriousMe öffnet jeden Weihnachtsbrief, denn jemand hat sich die Mühe gemacht, einen Text zu schreiben und die Wahl der Ereignisse und die Art, darüber zu berichten, erzählt sehr viel, auch zwischen den Zeilen.

Der Chefarzt, dessen Kalender immer randvoll war und in dessen medizinische Obhut wir uns mit jeder ernsthaften Krankheit vertrauensvoll begeben hätten, weil er fachliche Kompetenz und Menschlichkeit ausstrahlte, legte Wert darauf, jedem Mitarbeiter zu Weihnachten einen handgeschriebenen, individuellen Weihnachtsbrief zu überreichen, der eine persönliche Rückschau auf die Zusammenarbeit im vergangenen Jahr enthielt. Gentleman with brain.

In Zeiten, in denen sich die Newsfeeds der Social Media Kanäle in Bruchteilen von Sekunden mit neuen Nachrichten füllen, ist ein Innehalten und der Rückblick auf das vergangene Jahr ein seltener Luxus.

Das perfekte unperfekte Weihnachtsfoto 

Die meisten amerikanischen Kollegen, die Weihnachtskarten mit einem eigenen Fotomotiv verschicken, scheinen zwei bis drei perfekte Kinder, den perfekten Lebenspartner und das perfekte Strandhaus zu besitzen. Das jährliche Weihnachtsfoto zeigte alle im strahlend weißen Sand davor, scheinbar casual, drapiert. 

Auf keinem dieser Bilder darf zudem der Hund fehlen, dessen Fellfarbe perfekt auf die Farbe des Sandes am Strand abgestimmt ist.

Europäische Kollegen lieben es etwas lebendiger, humorvoller und mit einem geringeren Einsatz von Fotoshop. Diese Karten stehen bei uns immer in der ersten Reihe und werden auch im Januar des Folgejahres nicht entsorgt.

Das halbe Vergnügen

Einer der konservativsten Ratgeber der Etikette, das englische Unternehmen Debretts, das 1769 gegründet wurde und mit „Peerage & Baronetage“ (2019) einen, nach eigenen Angaben, „verlässlichen und aktuellen“ Überblick über sämtliche englische Adelshäuser, deren Wappen, Titel und die jeweils korrekte Ansprache publiziert, hält elektronische Weihnachtsgrüße für „acceptable“.

Dem schließen wir uns an, denn die Abende vor dem Weihnachtsfest langen oft nicht aus, um die gesamte Weihnachtspost mit der Hand schreiben zu können. Zumal so manche Karte zweimal geschrieben werden muss, um dem Empfänger zumindest eine geringe Chance zu geben, die Handschrift entziffern zu können.

Siehe auch

Auch wenn niemand eine elektronische Weihnachtskarte ausdrucken würde und sie daher nur das halbe Vergnügen darstellen: Mit einem persönlichen Gruß versehen, können sie ebenso ein Zeichen setzen und kommen zudem in Zeiten, in denen viele nur im Homeoffice sitzen, rechtzeitig an.

Rarer und daher wertvoller

In diesem außergewöhnlichen Jahr scheint es, als wollten viele einfach nur schnell das Jahr abschließen. Auch der Ausblick auf das neue Jahr mischt sich gerade in diesen Tagen mit viel Skepsis und Ungewissheit.

Schlechte Voraussetzungen für Weihnachtskarten, die doch traditionsgemäß mit einem euphorischen Ausblick auf ein noch besseres nächstes Jahr und das Versprechen, sich auf jeden Fall wieder einmal zu treffen, enden.

Wir rechnen daher fest damit, dass zwar die Paketboten in den verbleibenden Tagen bis zum Weihnachtsfest nicht mehr aufatmen können, aber die traditionelle Weihnachtspost sich stark reduzieren wird.

Einfacher und damit auch unverbindlicher ist ein Foto des Weihnachtsbaums, ein weitergeleitetes Video oder GIF, schnell auf elektronischem Weg verschickt.

Die Weihnachtskarten, die in diesem Jahr im traditionellen Briefkasten ankommen, werden daher weit mehr Aufmerksamkeit erhalten und wenn sie dann noch mit einer persönlichen Note versehen sind, werden sie besonders geschätzt werden.

Am Ende dieses besonderen Jahren sind wir alle müde 

Weil wir zu viel gearbeitet haben oder weil wir nicht arbeiten durften. 

Vielleicht mögen Sie aber doch noch zur Feder greifen. Es gibt ganz sicher jemanden, der sich über Ihre Weihnachtspost sehr freuen wird. Weihnachtskarten hierzu finden Sie im Shop von GloriousMe. 

Wenn die Zeit in den nächsten Tagen zu knapp ist, dann schicken Sie doch Neujahrsgrüße. Zusammen mit einem Tütchen Zitronengrastee freut sich der Empfänger auch im Januar darüber, dass Sie an ihn oder sie gedacht haben.

Nun müssen wir aber wirklich zum nächsten Schreibtisch eilen, dort liegt schon der Stapel an Weihnachtskarten bereit.

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