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WO MADE IN GERMANY NOCH PUNKTEN KANN: DIE OPER

WO MADE IN GERMANY NOCH PUNKTEN KANN: DIE OPER

 

 

Opernhäuser sind ein Schatz für jeden

Etwa 80 staatliche und städtische Opernhäuser gibt es in Deutschland. Dazu eine Vielzahl von Festivals bei denen Opern aufgeführt werden.

Elitär ist im Opernhaus nur das Erlebnis

Zwei, drei oder gar vier bis fünf Stunden, etwa bei einer Wagner-Oper, ohne Mobiltelefon zu verbringen: Exklusiver geht es kaum. Der Blick auf die Bühne ist zudem frei von Mobiltelefonen, die bei jedem Popkonzert oder jeder Sportveranstaltung in die Luft gereckt werden.

Herz und Hirn können sich auf die Kombination von Gesang, Musik und Bühnenbild konzentrieren, die nach Ansicht von Neuropsychologen in der Oper eine „emotionale Gänsehaut“ erzeugt.

In diesem Sinne kann man Oper durchaus als elitär bezeichnen, denn sie bietet im Zuschauerraum ein Erlebnis, das es sonst nicht gibt. Neben dem Vorurteil, die Oper sei elitär, gibt es noch viele weitere Vorurteile, die Schnee von gestern sind.

Oper Frankfurt, Amadigi, Georg Friedrich Händel, 2021 © Barbara-Aumüller

7 Vorurteile gegen die Oper

Vorurteil 1 Eintrittspreise

Im Vergleich zum Besuch eines Konzertes von Adele, Taylor Swift oder einem anderen Pop-Star ist der Besuch eines Opernhauses günstig. Zumindest in Deutschland mit seinem großen Angebot an Opernhäusern. In England oder den USA, in denen die Oper überwiegend auf privatwirtschaftliche Unterstützung sowie auf großzügige private Sponsoren angewiesen ist, sieht das anders aus.

Für eine Eintrittskarte zu einem Mega-Pop-Konzert bekommt man in einem Opernhaus in Deutschland in der Regel zwei sehr gute Karten und anstelle von Merchandise könnte man noch zwei Gläser Riesling und zwei Brezeln in jeder Pause erwerben.

Damit sind die Normalpreise guter Sitzplätze gemeint. Jedes Opernhaus bietet auch günstige Sitzplätze oder vergünstigte Preise an, beispielsweise können in manchen Opernhäusern Großeltern bis zu drei Enkel umsonst mitnehmen und viele Opernhäuser bieten stark reduzierte oder gar kostenlose Karten für Schüler und Schülerinnen oder Studenten an.

Dynamic Pricing, Preissysteme, bei denen die Preise sich ständig aktualisieren und gemäß aktuellem Angebot und Nachfrage gebildet werden, werden bei Pop-Konzerten vermehrt eingesetzt. Ticketpreise für einen Star der Rock oder Pop-Szene können so schnell astronomisch werden. Nach 2-3 Stunden in der Online-„Warteschlange“ kann es passieren, dass der dreifache Preis pro Ticket und mehr aufgerufen wird.

Opernhäuser bleiben bei den Preisen, die sie zum Saisonstart für ihre Tickets veröffentlichen.

Vorurteil 2 Vorwissen

Ein Opernbesuch kann auch ohne jedes Vorwissen großes Vergnügen bereiten. Die Texte sind in den meisten Häusern in deutscher und englischer Sprache mitzulesen. Nahezu alle Opernhäuser bieten hervorragende Einführungsvorträge (live oder digital) an.

Viele Opernhäuser oder Festivals werden von Fördervereinen unterstützt, die ihren Mitgliedern die Möglichkeit zu Hintergrundgesprächen ermöglichen, mit denen man sich eine interessante Oper und das jeweilige Regiekonzept noch tiefgründiger sich erschließen kann.

Selbst wenn man keine Zeit oder Lust hat, sich auf die Geschichte der Oper einzulassen, hinterlassen die Musik in Kombination mit dem visuellen Geschehen ihre Wirkung.

Vorurteil 3 Geschichten von Gestern

Die Mehrzahl der Opern handeln von Liebe, Eifersucht, Machtstreben, Lügen, Verwechslungen, Ehrgeiz, Krieg sowie Sehnsucht und damit die Kernfragen menschlichen Seins.

Aktueller geht es nicht: Die Oper präsentiert diese Themen jedoch weitaus charmanter als jedes Nachrichtenportal. Kein Wunder, dass viele Menschen während einer Oper über ihr eigenes Leben nachdenken und mit neuen Überlegungen oder Vorsätzen dazu die Oper verlassen.

Vorurteil 4 Ökologie

Kann etwas, was seit Jahrhunderten existiert grün sein? Es kann. Zum Leidwesen vieler Stadtkämmerer werden in vielen Städten Opernhäuser bespielt, die eine lange Historie haben. Die Energiebilanz ist daher nicht immer hervorragend, aber Abbruch und Neubau erfordert viel CO2 und neue Opernhäuser werden entsprechend energetisch geplant.

Oper Frankfurt, Die ersten Menschen, Rudi Stephan, 2023 © Matthias Baus

Viele Bühnen versuchen seit einigen Jahren mit Bühnenbildern in einer Art Kreislaufwirtschaft schonender umzugehen. Die Mehrzahl der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der Opern wohnt vor Ort und kann per Fahrrad oder mit Bus und Bahn zur Arbeit kommen. Gastkünstler und Gastkünstlerinnen reisen meist nicht nur für einen Abend sondern für Wochen an. Gerne auch mit dem Zug, wenn es möglich ist, denn die Klimaanlagen im Flugzeug sind für jede Stimme eine potentielle Gefahr.

Zum Taylor Swift Konzert in München reisten laut Zuschauerbefragung viele Zuschauer und Zuschauerinnen mit dem Flugzeug an.

Vorurteil 5 Dress-Code

„Come as you like“ ist in deutschen Opernhäuser der Standard. Dress-Codes findet man in einigen Opernhäuser in England, den USA und Asien. Hierzulande findet man im Publikum einen Mix, der von Freizeitkleidung, über Quiet Luxury bis zum extravaganten Abendkleid reicht. Mit letzterem fällt man eher auf, wenn das Opernhaus nicht auf dem grünen Hügel in Bayreuth steht.

Vorurteil 6 Erreichbarkeit

Die 80 Opernhäuser in Deutschland sind geographisch relativ ausgeglichen über das gesamte Land verteilt. Eine Konzentration gibt es ausschließlich in Berlin mit gleich drei großen Opernbühnen.

Dazu gibt es von vielen weltweit anerkannten Opernhäusern wie beispielsweise der Metropolitan Opera in New York oder dem Royal Opera House in London Online-Angebote, die einen für kleines Geld zuhause quasi in der ersten Reihe sitzen und hochkarätigen Operngenuss genießen lassen.

Vorurteil 7 Closed Society

Siehe auch
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Das ist ein altes Vorurteil, das die amtierende Ministerin für Kultur gerne anführt und deshalb vorschlägt auf dem Grünen Hügel in Bayreuth Hänsel und Gretel auf den Spielplan zu setzen. Ihre Denkweise ist in der Tat elitär und von gestern zugleich. Erfahrene Opernkenner empfehlen gerade für Einsteiger eher komplexe Opern wie Salome oder Tosca, die emotional unter die Haut gehen.

Das Publikum in Opernhäusern ist stets ein Abbild der Gesellschaft Eine geschlossene Gesellschaft gab es in den Anfangszeiten der Oper, als Fürsten und Könige begeistert die ersten Opernaufführungen initiierten. Damals war in der Tat nur ein kleiner ausgewählte Kreis geladen.

Heute kann jedermann ein Ticket, in der Regel Online, erwerben.

Bei den Künstlern kann die Mischung nicht internationaler sein. Kein Wunder. In vielen großen Ländern existieren nur sehr wenige Opernhäuser. Dort ein festes Engagement zu erhalten ist selbst für hervorragende Sänger, Musiker oder andere Künstler nahezu ein Lottogewinn. Sie alle wurden in ihren Heimatländern klassisch ausgebildet und freuen sich darüber, dass im Land von Beethoven, Händel und Wagner diese Opernkomponisten tatsächlich aufgeführt werden. Und das jeden Tag.

 6534 Opernaufführungen in der Saison 2023/2024 in Deutschland

Damit steht Deutschland an Platz Nummer 1 in der Statistik, gefolgt von den USA mit 2433 Aufführungen, Italien mit 2168 Aufführungen und dem United Kingdom mit 1527 Aufführungen.

Sieht man sich die Städte an, in denen in der Saison 2023/2024 die meisten Opernaufführungen stattgefunden haben, steht London an der Spitze mit 742 Aufführungen, dicht gefolgt von Wien mit 683 Aufführungen, Paris mit 564 Aufführungen und Berlin mit 548 Aufführungen. Auch München schafft es in der Statistik auf Rang 7 mit 412 Aufführungen und unser Herzensland Japan kann stolz den 10. Platz mit 188 Aufführungen in Tokio belegen.

Die Zahlen stammen von Operabase.com. Mike Gibb, Opernfan und IT Spezialist hat 1976 Operabase gegründet. Die Eigentümer dieser faszinierenden Datenbank, die Informationen zu über 690.000 Opernaufführungen enthält und ständig weiter wächst kommen aus Dänemark und der Schweiz.

Teile der Statistik sind kostenlos. Andere Teile werden von denjenigen finanziert, die Verantwortung für Opernhäuser tragen. Denn nichts sorgt für mehr schlaflose Nächte als ein kurzfristiger Ausfall einer Hauptrolle. Gut, wenn man da in eine Datenbank einsteigen kann, die sofort sagen kann, wer die Isolde oder den Don Giovanni bereits wann und wo gesungen hat und wie man den Ersatz erreichen kann.

Spitzenreiter Wolfgang Amadeus Mozart

Wolfgang Amadeus Mozart, Zeit seines Lebens in Salzburg und Wien von Geldsorgen geplagt, gehört heute zu den weltweit am meisten gespielten Opernkomponisten: Die Zauberflöte führte auch in der Opernsaison 2023/2024 mit 1206 Aufführungen und 282 Produktionen die Liste der weltweiten Opernaufführung an.

Wir raten, so oft es geht, diesen visuellen und klanglichen Luxus zu genießen. Keine Kunstform erreicht das Gehirn so direkt wie Opernaufführungen.

Made in Germany ist nicht nur in quantitativer Hinsicht im Bereich der Oper weltweit anerkannt sondern auch im Hinblick auf die Qualität, die von vielen Menschen mit extrem viel Herzblut und sehr viel Einsatz jeden Tag hinter und auf der Opernbühne geleistet wird.

Titelbild: Oper Frankfurt, Hercules, Georg Friedrich Händel, 2023 © Monika Rittershaus

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